Der Möglichmacher auf neuen Wegen

Wenn Elon Musk etwas ankündigt, weiß man oft nicht so recht, was man davon halten soll. Zu lange hat er schon mit unkonventionellen Ansätzen – und gegen alle kritischen Stimmen – Erfolge gesammelt. Mit SpaceX und Tesla. Und das nicht nur technisch, sondern auch dank der ihm eigenen Überzeugungskraft. Er hält Investoren nicht nur bei Laune, sondern begeistert sie, sonst wäre ihm bei Tesla wohl schon lange das Geld ausgegangen. Stattdessen jagt die Tesla-Aktie von einem Rekord zum nächsten, und das trotz Corona- und Absatzkrise auf dem Automobilmarkt.

Und schließlich entschied er sich, das nächste Tesla-Werk seinen Konkurrenten, den etablierten deutschen Automobilherstellern sozusagen direkt vor die Nase zu setzen, direkt vor die Tore der deutschen Hauptstadt. In ein Hochlohnland, während es deutsche Hersteller und Zulieferer an Standorte mit niedrigen Löhnen zieht. Und nun die Sache mit der Karosserie: das komplette Blechkleid aus Aluminiumdruckguss quasi als werkzeugfallendes Teil aus einem Stück.

Käme die Idee nicht von Elon Musk, wäre das Urteil recht schnell klar: ein Hirngespinst, technisch unmöglich. Nicht ohne Grund verwenden schließlich Automobilbauer, selbst in Alukarosserien verschiedene Legierungen und vor allem nebeneinander Druckgussteile und Bleche, die sie mit teils aufwendiger Fügetechnik verbinden. Und bestimmte, komplexe Geometrien lassen sich nun einmal nicht in einer einzigen Gussform realisieren. Von den riesigen Kräften, die man für die Herstellung einer kompletten Karosserie aus einem Stück bräuchte und der Frage der Reparaturfähigkeit noch gar nicht zu reden.

Aber die Idee wird nun mal von Elon Musk lanciert, den vor Jahren schon ein US-Magazin als "Der Architekt des Morgen" bezeichnete. Und er hat schon so viele Überraschungen präsentiert, dass man denkt: Vielleicht schaut er mit einem völlig neuen Denkansatz auf das Problem und kriegt es doch irgendwie hin.

Das Unkonventionelle und Unerwartete durchzieht schon das ganz Leben des Selfmade-Milliardärs, der bereits als Zwölfjähriger in seinem Geburtsland Südafrika ein selbst entwickeltes Computerspiel für 500 US-Dollar verkaufte. Als der studierte Physiker und Volkswirtschaftler – inzwischen in den USA – später nach Gründung und gewinnbringenden Verkäufen verschiedener Unternehmen schließlich das Raumfahrtunternehmen SpaceX startete, wurde er erst einmal belächelt und erlitt tatsächlich auch einige Fehlschläge. Heute funktionieren seine Raketen und gelten als Zukunftslösung.

Bei Tesla zeigte sich schließlich, dass die eigentliche technische Revolution nicht, wie zunächst vermutet, der elektrische Antrieb der Fahrzeuge ist. Einige spektakuläre Tesla-Crashs, einige Produktionshöllen und einige Aktienrekorde später ist klar, dass IT und Vernetzung der Knackpunkt sind, bei denen Tesla die etablierten Automobilhersteller aus dem Nichts heraus abgehängt hat.

So mag man auch bei Musks Karosserie-Plänen an den Nichts-ist-unmöglich-Spruch aus der Toyota-Werbung denken oder an diese Anekdote zum Thema Innovation: Jedem ist klar, dass die Aufgabe unlösbar ist. Dann kommt einer, der das noch nicht verstanden hat – und macht es einfach.

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