Der Clio wird zum Prius

Für Toyota ist Hydrid ein alter Hut. Seit über 20 Jahren fährt der Prius mit dieser Technik, wurde deswegen lange belächelt – vor allem von den europäischen Autoherstellern. Auf die Kombination von Benzin- und Elektromotor setzt künftig Renault. Der Clio soll ab Sommer mit einem Voll-Hybridantrieb antreten und dadurch bis zu 40 Prozent Sprit sparen.

Renault implantiert die Hybridtechnik bewusst in die Volumenmodelle, und hier in Fahrzeuge, die auf der CMF-B Modular-Architektur stehen, wie Clio, Captur und der nächste Mégane. Weiter ausrollen wird man das Ganze auf Nissan Juke und die nächste Generation des Mitsubishi ASX. Ende 2022 will die Renault Group acht vollelektrische und zwölf elektrifizierte Modelle auf der Straße haben. Letztere Gruppe bilden die Mild-, Voll- und Plug-in-Hybride.

Für die Hybrid-Technik im Clio ließen sich den Renault-Ingenieure einige Besonderheiten einfallen, holten sich teils das Know-how aus der Formel 1. So kommt die Antriebseinheit ohne Trennkupplung zwischen Motor und Getriebe aus. Dafür wurden gleich zwei Elektromotoren integriert, ein Startergenerator mit 15 kW und ein zentraler, sogenannter HPM-Motor mit 20 kW (High Powerful Motor). Der Benziner, ein 1,6-Liter-Vierzylinder ohne Turbo, leistet 68 kW. Das ganze Gebilde aus E-Maschinen und Zahnrädern erlaubt unterschiedliche Fahrmodi, seriell, parallel und auch seriell-parallel. Alle drei Motoren können unabhängig voneinander laufen, aber auch perfekt aufeinander abgestimmt im Verbund. Die Systemleistung gibt Renault mit 103 kW an, nach alter Einheit sind das 140 PS. Fürs Überholen von 80 auf 120 km/h werden lediglich 6,9 Sekunden genannt.

Der Clio startet stets im Elektromodus. Im Stand lässt sich der Verbrenner nicht "anwerfen".

Auf unserer Fahrt in einem Vorserienmodell erstaunte die Ruhe und die Geschmeidigkeit des Antriebs und wie lange einzig nur der E-Motor die Arbeit übernimmt. Renault spricht von "bis zu 80 Prozent", die der Fahrer im Stadtverkehr elektrisch unterwegs sein kann. Gemeint ist der zeitliche, nicht der Strecken-Anteil. Doch wird die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Renault bezieht hier geschickt die Ausroll-, Schub- und Standphasen mit ein, ohne zu sagen, dass sich auch in einem modernen Verbrennungsmotor mit Start-Stopp- und "Segel"-Funktion sehr oft kein Kolben bewegt.

Die Batterie mit einem Gewicht von 38 Kilogramm und einem Energieinhalt von 1,2 kWh sitzt unter dem Kofferraumboden. Das Ladevolumen wird dadurch um 90 Liter eingeschränkt, liegt bei rund 300 Litern. Bis zu drei Kilometer schafft der Clio E-Tech, so die offizielle Modellbezeichnung, elektrisch zu fahren. Wenn nötig, auch bis zu 75 km/h schnell. Den Ingenieuren gelang es, trotz aller Hybridkomponenten das Gewicht niedrig zu halten. Der E-Tech soll nur zehn Kilogramm mehr wiegen als sein Diesel-Pendant mit Automatikgetriebe und trotz seiner sportlichen Fahrleistungen weniger als 90 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Das wären unter vier Liter.

Zur Effizienz trägt die gewonnene Bremsenergie bei. Die Ingenieure haben die Verzögerung so ausgelegt, wie es der normale Autofahrer vom Benziner oder Diesel her gewohnt ist, wenn er den Fuß vom Gas nimmt. Wer etwas mehr Strom gewinnen und stärker verzögern möchte, muss den Ganghebel nach hinten in die Position B ziehen. Ebenso möglich ist, über die EV-Taste am Armaturenbrett den Elektromotor manuell direkt anzuwählen, vorausgesetzt, die Batterie hat noch genügend Energie.

Auch preislich will man sich auf das Niveau eines Diesel-Clio begeben, um den Hybridantrieb attraktiv und einer breiten Käuferschaft zugänglich zu machen. Als Zahl wird "um die 22.500 Euro" genannt. Renault sieht im E-Tech bereits als den "Diesel für Deutschland". Die Rechnung könnte aufgehen. Für den Kauf eines Selbstzünders gibt es in dieser Klasse ohnehin keinen Grund. Erst recht nicht, wenn ein Benziner-Hybrid genauso sparsam ist, nicht mehr kostet, aber deutlich leiser und komfortabler fährt.

Die Clio- Baureihe – sie wird in der Türkei gebaut – stemmt sich seit über einem Jahr gegen den sinkenden Trend des B-Segments. Während in Europa der Markt (Zeitraum 2019 gegenüber 2018) um 4,3 Prozent auf 2,37 Millionen Einheiten zurückging, legte Renaults Kompakter um stolze 10,2 Prozent zu. In Deutschland fuhr 2019 der Clio mit 23.392 Neuzulassungen auf Rang 46.

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