Vom Designbüro zum Luxushersteller

Verheißungsvolle Ankündigungen von Hochleistungs-Elektroautos mit absurden vierstelligen PS-Zahlen hat es schon einige gegeben. Faraday Future und Lucid Motors sind nur zwei von ihnen. Deren Zukunft ist mehr als ungewiss, wenn nicht schon besiegelt.

Besser laufen soll es bei Automobili Pininfarina. Ein großer Name mit großen Zielen. Fast 90 Jahre lang hat das italienische Designstudio und Karosseriebau-Unternehmen grandiose Autos für renommierte Hersteller entworfen. Nun will Pininfarina eigene Autos auf die Räder stellen – und zwar ausschließlich elektrische. "Purismus, Schönheit und Elektroantrieb passen bestens zusammen", sagt Pininfarinas Chefdesigner Luca Borgogno.

Den Einstieg in die moderne Autowelt beginnen die Italiener ganz oben: mit dem Battista. ­Aberwitzige 1900 PS sollen den Supersportwagen in unter zwei Sekunden auf 100 km/h katapultieren. Als Spitze werden 412 km/h genannt. Gleichzeitig verspricht Pininfarina 500 Kilometer Reichweite.

Das technische Rüstzeug wie Antrieb und Leistungselektronik liefern der kroatische SpezialistRimac sowie Bosch. Fahrfertige Prototypen befinden sich derzeit im Test. Auf dem Genfer Auto-Salon soll das finale Serienmodellgezeigt werden. Der Battista wird dann von Ende 2020 an im italienischen Studio in Cambiano von Hand gefertigt. Geplant sind 150 Einheiten. Preis: circazwei Millionen Euro.

Im hochpreisigen Segment rechnet sich Pininfarina die besten Chancen aus und will eigenen Aussagen zufolge "zu einem der weltweit führenden Unternehmen für Luxusfahrzeuge avancieren". Beim Battista wird es lautMichael Perschkenatürlich nicht bleiben. Dem deutschen Vorstandschef von Automobili Pininfarina schwebt eine Familie von fünf Modellen mit unterschiedlichen Karosserie­for­men vor. Nachhaltigkeit und Zero Emission sollen von Anfang an wichtige Rollen einnehmen. "Old School wäre der falsche Ansatz", sagt Perschke, "mit Verbrenner wären wir nur eine Marke der Vergangenheit." Zudem reduziert der Elektroantrieb die Entwicklungskosten gegenüber einem konventionellen Benziner erheblich. Bis Ende 2024 will die Firma gar einen positiven Cashflow erreichen.

Perschke denkt an eine Pro­duktionsgröße "irgendwo zwischen Bentley und Lamborghini". Gefertigt wird in Italien, schon aus ­Tradition. Derzeit sucht ­Pininfarina nach einer geeignetenStätte in der Nähe von Turin. Die Kapazität des Werks soll bei 20.000 Einheiten pro Jahr liegen.

Auf den Battista folgt 2021 zunächst ein Elek­tro-SUV im Preissegment oberhalb von 200.000 Euro. Ein Jahr später will man gar ein neues Segment gründen. Das ­Einstiegsmodell für circa 150.000 Eurosoll eine Mischung aus "Porsche Panamera und Lamborghini Urus" werden, ein "Sustainable Luxury Utility Vehicle" (S-LUV) mit wahlweise vier oder fünf Sitzplätzen. Eine Studie hierzu, Pura Vision genannt, zeigte Pininfarina bereits einem kleinen Kreis von Journalisten in Los Angeles. Das Design des Fahrzeugs wirkt sehr clean und reduziert, auffällig sind die gedrungenen Proportionen und die 24-Zoll-Räder. Das Interieur mit viel Holz erinnert sehr an den Bau von Luxusbooten. Der ­Pura Vision soll der Öffentlichkeit in Pebble Beach beim Concours d'Elegance im August 2020 vor­gestellt werden. Als Produktionsstart nennt Perschke Ende 2022.

Über die Planung weiterer Modelle herrscht noch Stillschweigen. Denkbar wäre, in Anlehnung an die schöpferische Vergangenheit von Pininfarina, sicher ein typischer italienischer Gran Turismo.

Lesen Sie auch:

Jochen Rudat wird Vertriebschef bei Pininfarina

Automobili Pininfarina plant weitere Modelle

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Pininfarina 2020 bis 2023