Zulieferer bauen ihr Klassik-Geschäft aus

München. Mit einem erweiterten Angebot an Ersatzteilen reagieren die Zulieferer auf den wachsenden Markt für Old- und Youngtimer. Branchengrößen wie Bosch, Continental und ZF Friedrichshafen haben dafür bereits eigene Abteilungen eingerichtet. So hilft die Bosch-Klassiksparte Automotive Tradition den Besitzern historischer Fahrzeuge, Ersatzteile zu beschaffen und unterstützt Interessenten mit einer Wissensdatenbank im Internet. Seit Anfang 2011 ist der Zulieferer auch mit einer eigenen Fanpage im sozialen Netzwerk Facebook vertreten. "Durch diese interaktive Facebook-Kommunikation bekommt Automotive Tradition wichtige Informationen und Wünsche mitgeteilt und kann darauf entsprechend reagieren, wie beispielsweise den Bedarf an Nachfertigungen besser koordinieren“, heißt es bei Bosch.

Zudem engagieren sich die Stuttgarter auf Oldtimer- Messen wie der Techno-Classica in Essen und veranstalten mit der Boxberg Klassik eine Rallye für Young- und Oldtimer, die am 23. und 24. Juli zum zwölften Mal auf Tour geht. Die Klassiksparte kann auf ein Sortiment von insgesamt über 40.000 Ersatzteilen aus dem weltweiten Fundus der Bosch-Werke zurückgreifen. Besonders gefragte Ersatzteile, die nicht mehr lieferbar sind, lässt Automotive Tradition nach Originalunterlagen in Kleinserien nachfertigen. "Oft ist jedoch die Instandsetzung von Original-Ersatzteilen die einzig wirtschaftliche und technisch mögliche Alternative“, heißt es bei der Klassiksparte. Die ZF-Tochter ZF Tradition ist sogar erstmals bereit, ein Getriebe für den Mercedes SL W113 (Pagode) nachzubauen, falls 250 verbindliche Bestellungen vorliegen. Bei ThyssenKrupp Bilstein liegen die Wünsche der Oldtimerfans in den Händen der Abteilung Kundensonderwunsch. Geleitet wird die 15-köpfige Abteilung von Rainer Popiol, der "ein wachsendes Geschäft mit klassischen Stoßdämpfern“ konstatiert. Er koordiniert weltweit die Schulungen von Händlern, Werkstätten, Kooperationspartnern und einzelnen Bilstein-Technik-Centern. Bei den Ennepetalern werden Stoßdämpferserien bis zu einer Losgröße von 50 Stück aufgelegt. Je nach Variante und Stückzahl liegen die Preise zwischen 100 und 600 Euro. "Die Kunden können in der Regel alle Stoßdämpfertypen erhalten, die seit Anfang der 50er-Jahre aufgelegt wurden“, sagt Popiol. Im Jahr 2005 wurde auf Wunsch des Vertriebs ein Oldtimer- Katalog erstellt. "Es gibt auch Kunden, die ihre originalen Stoßdämpfer erhalten wollen und sie deshalb bei uns instand setzen lassen.“

Beim Reifenhersteller Michelin kümmert sich im deutschsprachigen Raum Josef Schneider, Leiter Renndienst, um die Belange der Klassikfans. Die Franzosen führen knapp 90 verschiedene Reifen im Programm. In Deutschland werden laut Schneider jährlich Klassik-Reifen in hoher fünfstellige Zahl abgesetzt. "Die Reifen werden im Original-Look, aber mit moderner, zeitgemäßer Mischung hergestellt“, erläutert Schneider. Um die Nachfrage besser koordinieren zu können, hat Michelin ein Händlervertriebsnetz aufgebaut.

Auch die Motorenöl-Spezialisten von Liqui Moly und Castrol verfügen über spezielle Produkte für klassische Fahrzeuge. So wurde bei Liqui Moly eine auf Motoren historischer Fahrzeuge abgestimmte Classic-Kollektion entwickelt. Diese umfasst drei Motorenöle in den Viskositäten SAE 30, SAE 50 und SAE 20W-50 HD. "Die modernen Oldtimer-Öle sind den früheren deutlich überlegen, denn sie werden den Anforderungen klassischer Motoren gerecht und besitzen die Verschleißschutz-Eigenschaften modernster Schmierstofftechnologie“, erläutert Uwe Krügel, Leiter Forschung & Entwicklung/ Anwendungstechnik bei Liqui Moly. Und beim Wettbewerber Castrol gibt es ebenfalls Ein- und Mehrbereichsöle für Old- und Youngtimer. Diese werden dort unter der Serie "Castrol Classic Öle“ geführt. Der Vertrieb läuft über einige große Distributoren.