Düsseldorf. Bis 2014 will sich die Politik mit der Autoindustrie auf weltweit einheitliche Regeln zur Messung des Normverbrauchs und der CO2-Emissionen für Pkw einigen. Verbindlich werden soll der sogenannte WLTP-Zyklus ("Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure“) dann im Jahr 2020. "Dabei handelt es sich um ein schwieriges Vorhaben, weil die Infrastruktur und das Fahrverhalten in den jeweiligen Ländern und Regionen sehr unterschiedlich ist“, so Cosimo de Carlo, Leiter der deutschen Automotive-Division beim französischen Entwicklungsdienstleister Altran. Heute geben die Triademärkte EU, USA und Japan dominierend die Messverfahren für den Normverbrauch vor – etwa den Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ), verschiedene US-Zyklen, zum Beispiel für die Autobahnfahrt, sowie weitere Standards in Japan. Dabei steht vor allem der NEFZ in der Kritik: Der europäische Zyklus entspricht nicht einer realen Straßenfahrt.
Im Gegensatz zu den Regularien in den USA und Japan werden Nebenaggregate wie Klimaanlage und Infotainment-Systeme sowie Tagfahrlicht nicht berücksichtigt. Folge: Die zertifizierten Verbräuche sind deutlich niedriger als die realen Werte. "Beim neuen Standard WLTP fordert gerade die Europäische Union, dass die gemessenen Werte näher an der realen Nutzung liegen“, so de Carlo. Für die heimische Autoindustrie ist ein globaler Standard ein zweischneidiges Schwert. Während sich einerseits weltweit Milliarden Euro an Entwicklungs- und Zertifizierungskosten sparen lassen, könnte der neue Zyklus den Normverbrauch in die Höhe treiben. Eine Einigung dürfte laut de Carlo deshalb nur möglich sein, wenn der Industrie in einer Übergangsphase keine Nachteile zu den bestehenden CO2-Auflagen entstehen. Ein wichtiger Punkt bei den Verhandlungen sind die sogenannten Öko-Innovationen. Dazu gehören Maßnahmen, die den Verbrauch eines Fahrzeugs über den Antrieb hinaus senken, wie etwa LED-Scheinwerfer, Thermomanagement und Generatoren zur Energierückgewinnung. Ob und in welchem Maße diese Innovationen den Herstellern bei der aktuellen CO2-Regulierung verbrauchsmindernd angerechnet werden, darüber verhandelt die Industrie gerade mit der EU.
Die Kommission hat bisher noch keinen praktikablen Vor-schlag gemacht. Sie will die Anrechnung dieser Öko-Innovationen aber offenbar sehr restriktiv handhaben. Darüber wächst der Unmut in der Industrie. "Wenn Brüssel eine realitätsnahe Verbrauchsmessung will, müssen die Öko-Innovationen sowohl bei der Gestaltung der CO2-Auflagen als auch beim neuen Testzyklus berücksichtigt werden“, betont Hans- Georg Frischkorn, Geschäftsführer Technik und Umwelt des VDA. Mit dem WLTP werden außerdem die Weichen für oder gegen eine zunehmende Attraktivität von Hybrid- und Elektrofahrzeugen gestellt. "Im Moment gibt es dafür kein einheitliches Verfahren der Verbrauchsmessung“, so Nick Margetts vom Marktforscher Jato. Bis zum neuen Standard dürfte es noch ein weiter Weg sein. Alle Experten betonen unisono: "Der Teufel steckt im Detail.“