Wir wollen unsere Mission erfüllen, Arbeitsplätze in der wirtschaftlich prosperierenden Region Wolfsburg dauerhaft zu schaffen und die Wirtschaftskraft zu sichern, indem wir Innovationen aufgreifen und wirtschaftlich umsetzen. Die Betonung liegt auf umsetzen.
Wir wollen hier die erste Liga
Die übergeordneten Wirtschaftsfelder, die für Wolfsburg wichtig sind und um die sich die Wolfsburg AG kümmert, heißen Mobilität, Freizeit und Tourismus sowie Gesundheitswirtschaft. Die Vernetzung ist hier schon gut gelungen. Es geht uns aber darum, eine neue Evolutionsstufe zu zünden. Dazu wollen wir die Themen und Projekte noch stärker miteinander verknüpfen und umsetzen. Das gilt auch für die Zukunftsthemen Energie und Umwelt. Wir greifen auch hier innovative Ideen auf und überführen sie in tragfähige Geschäftskonzepte, um weitere Unternehmensgründungen und Ansiedlungen zu fördern.
Da kommt jemand – bitte nur bildhaft zu verstehen – mit einem Lötkolben in der Hand und einer guten Idee zu uns. Um daraus ein Unternehmen zu machen, braucht er aber Hilfe. Von der Bereitstellung eines Büros, der Vernetzung mit sinnvollen Partnern bis hin zur Erstellung eines Businessplans. Diesen Full- Service, das heißt Beratung und Dienstleistungen vor, während und nach einer Gründung, leisten wir.
Seit es die Wolfsburg AG gibt, hatten wir über 380 Unternehmensgründungen. Rund zwei Drittel der Firmen gibt es heute noch. Im Bundesdurchschnitt schafft es hingegen nur eines von drei Unternehmen, zu überleben. Viele von ihnen verschwinden nicht deshalb vom Markt, weil das Produkt nichts taugt, sondern weil ihnen betriebswirtschaftliches Know-how fehlt.
Ja. Unser Geschäftsbereich Freizeit- Wirtschaft entwickelt Unterhaltungs- und Erlebniskonzepte, um generationenübergreifende sowie familienorientierte Freizeitmöglichkeiten für Wolfsburger und Touristen zu schaffen. Wir hatten beispielsweise Gespräche mit Vertretern der russischen Stadt Kaluga, die etwas Ähnliches planen, wie wir es hier in Wolfsburg geschaffen haben, und bringen uns dort in die Kompetenzentwicklung ein.
Das Thema Mobilität bietet viele Schnittstellen zu den von uns vorangetriebenen Wirtschaftsfeldern. Wir arbeiten etwa daran, Internet im Auto auch tatsächlich in der Praxis nutzbar zu machen. Auf der IZB zeigen wir dazu ein Demonstrationsprojekt.
Etwa beim Thema Mobilität. Wir haben hier in Wolfsburg vor einigen Jahren gemeinsam mit Partnern das „BioMasseZentrum Region Wolfsburg“ initiiert und das Konzept für eine neue Zwei-Megawatt- Biogasanlage mit gekoppelter Klärschlammtrocknung erstellt. Das in der Anlage durch Fermentation von nachwachsenden Rohstoffen, beispielsweise pflanzliche Reststoffe, erzeugte Biogas wird über ein Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umgewandelt und danach ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Das Biogas kann, eine weitere Aufarbeitung vorausgesetzt, auch als CO2-neutrales Bioerdgas getankt werden. Der getrocknete Klärschlamm ist ein wertvoller Brennstoff für das Volkswagen-Kraftwerk in Wolfsburg. Da in Wolfsburg jährlich einige Tausend Fahrzeuge vom Modell Touran produziert werden, die auf Gasbetrieb ausgelegt sind, prüfen wir eine Erstbefüllung der Fahrzeuge mit Biogas aus Wolfsburg. Damit hätte Volkswagen als erster Hersteller Autos in der Serie, die mit einem CO2-neutralen Medium betrieben werden. Zumindest was die Erstbefüllung betrifft.
Die IZB in Wolfsburg hat sich zu einem internationalen Marktplatz entwickelt, der das gesamte Spektrum automobiler Innovationen umfasst. Sie ist wichtig, um die Mobilitätskompetenz der Region authentisch zu zeigen und gleichzeitig ein Fenster zur Welt zu öffnen. Mehr als 600 Aussteller aus über 20 Nationen sind mit dabei, was für eine reine Fachmesse beachtlich ist. Wir organisieren regelmäßig weitere Netzwerkveranstaltungen für Automobilhersteller und -zulieferer, auf denen neben der fachlichen Information auch der informelle und branchenübergreifende Austausch zwischen den Unternehmen im Mittelpunkt steht.
Ja. Wir hatten hier in Wolfsburg einen Unternehmensgründer, der Surfbretter entwickelt. Auf den ersten Blick hat das nichts mit dem Automobilbau zu tun. Aber er hatte niemanden, der ihm die Bretter baute. Wir haben ihn dann mit einem Automobilzulieferer zusammengebracht, der über eine spezifische Kompetenz auf dem Kunststoff-Sektor verfügt und jetzt auf seiner Anlage die Surfbretter fertigt.
Wir werden in diesem Jahr wieder größer als beim letzten Auftritt 2006. Die Ausstellungsfläche wurde um zehn Prozent auf 33.000 Quadratmeter vergrößert. Parallel dazu ist der Bedarf an Fläche pro Aussteller größer geworden. Bei den Ausstellern sind Qualität und Wettbewerbsfähigkeit die Hauptkriterien, um auf der IZB dabei sein zu können. Wir wollen hier die erste Liga der Lieferanten. Von den weltweit 25 umsatzstärksten Zulieferern sind 14 vor Ort. Ich denke, das spricht für sich. Auch das Echo aus dem Partnerland Indien ist erfreulich.
Ja, wir haben Anfragen von Unternehmen erhalten, ob wir ihnen nicht helfen können, etwa in Indien Fuß zu fassen. Konkret sind wir sowohl von unseren Ausstellern wie auch vom indischen Zulieferverband und politischen Stellen aus Indien gefragt worden, ob wir in Pune eine Zuliefererbörse für den indischen Markt veranstalten könnten. Ziel einer solchen Veranstaltung sollte sein, auch den europäischen Lieferanten eine Plattform zu bieten, wie hier den indischen Unternehmen. Die indischen Automobilverbände befürworten bereits jetzt unser eventuelles Kommen. Wir prüfen derartige Ideen natürlich sehr sorgfältig.
VITA von Bernd Wilhelm
Seit 35 Jahren mit VW verbunden Bernd Wilhelm, 62, ist seit Mai 2007 Sprecher des Vorstands der Wolfsburg AG. Nach seinem Maschinenbaustudium (Produktionstechnik) stieg er 1973 beim VW-Konzern ein und übernahm dort verschiedene Fach- und Leitungsfunktionen an den Standorten Salzgitter und Wolfsburg. 1979 promovierte Wilhelm zum Dr.-Ing. an der TU Braunschweig zum Thema Montagebandoptimierung. 1990 wurde ihm die Leitung der Produktionsstrategie im VW-Konzern übertragen. 1994 wurde er Leiter Montagen im Werk Wolfsburg. 1996 wechselte er nach Brüssel und wurde Technischer Direktor im dortigen VW-Werk. Ab 1999 leitete er das Industrial Engineering für die Marke VW sowie die Markenlogistik für die VW AG. Im Mai 2005 wechselte er als Technischer Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung zu der Konzern- Tochter Sitech. 2004 übernahm er eine Honorarprofessur für Automobilproduktion. Das Vorstandsmitglied der Deutschen MTM-Vereinigung ist zudem Vorsitzender des Freundeskreises des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik (IWF) an der Technischen Universität Braunschweig.
Falls ja, würden wir dann als deutsche Automobilindustrie auftreten. Denn die Inder sehen in Deutschland die Wiege der Automobilindustrie.
Das Interview führten Bettina Mayer und Klaus-Dieter Flörecke