Doch diesmal scheint etwas sehr schnell und sehr grundsätzlich schiefgelaufen zu sein. Denn die offizielle SAP-Begründung kann man für schlüssig halten – man darf sich aber auch Zweifel erlauben.
SAP begründet den Abgang der 49-jährigen Morgan damit, dass in der der Corona-Epidemie schnellere Entscheidungen nötig seien, als sie mit einer Doppelspitze möglich seien. "Wir müssen tagtäglich Entscheidungen in Echtzeit treffen und haben die Verantwortung für klare Anweisungen", zitierte die Süddeutsche Zeitung Christian Klein aus einer Telefonkonferenz am Dienstagmorgen. "Jennifer und ich haben erkannt, dass wir unseren Mitarbeitern und Kunden schnellere Entscheidungen schulden." Daher habe sich Morgan mit dem Aufsichtsrat auf ihr Ausscheiden verständigt. Der Aufsichtsrat habe sich "früher als geplant" für die Rückkehr zum Solo-CEO entschieden.
Neben dem von ihr forcierten Cloudgeschäft wird Morgan noch weitere Spuren bei SAP hinterlassen. So hat sich die Managerin, die vom Magazin Forbes 2019 zu den 100 mächtigsten Frauen der Welt gezählt wurde (Rang 49) etwa für die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern stark gemacht. Schon 2015, als Chefin des Nordamerika-Geschäfts von SAP setzte sie sich dafür ein, die Gehaltslücke zwischen den Geschlechtern zu schließen und ließ die Gehälter von externen Experten durchleuchten. SAP erhöhte die Gehälter der Frauen danach so, dass es für 99 Prozent der Beschäftigten keine geschlechtsabhängigen Einkommensunterschiede gab. Auch sie selbst verdiente als SAP-Chefin wie ihr Co-CEO Christian Klein knapp zwei Millionen Euro.