Airbnb für das Aufladen

Die Zahl der Elektroautomobile steigt viel schneller als die der öffentlichen Ladesäulen. Die Lücke, die sich hier auftut, will das Start-up Sharepnp in Deutschland füllen. Es vermittelt per Buchungs-App freie private Ladepunkte an Besitzer von Elektroautos.

Die Sorge, mit einem E-Fahrzeug nicht immer die passende Lademöglichkeit zu finden, ist nicht unberechtigt. Denn der Zuwachs öffentlicher Ladepunkte hält nicht mit dem Boom der E-Mobilität Schritt. Kamen 2018 in Deutschland noch knapp sechs E-Pkw auf eine Lademöglichkeit, so mussten sich 2021 fast 18 einen öffentlichen Ladepunkt teilen. Andererseits sind viele private Ladepunkte über Stunden ungenutzt. Hier setzen Philipp Baum und Andreas Probst mit ihrem Projekt Sharepnp an. Beide sind bei Siemens Energy tätig, haben mit ihrer Idee einen unternehmensinternen Start-up-Wettbewerb gewonnen und stehen mit Sharepnp vor dem Marktstart.

"Den Mangel an öffentlichen Ladesäulen möchten wir mit einer Art Airbnb für Elektroautos ausgleichen", erläutert Baum. "Mit einer Buchungs-App bringen wir die Besitzer privater Ladepunkte und Elektroautofahrer, die eine Lademöglichkeit suchen, zusammen", beschreibt er das Geschäftsmodell.

Der Anbieter, Host genannt, trägt in der App ein, wann er seine Lademöglichkeit anderen zur Verfügung stellen möchte, und setzt einen Stundenpreis fest. Der Kunde gibt Ort und Zeit für seinen Ladewunsch ein. Eine Matching-Funktion bringt beide zusammen. Eine steuerliche und rechtliche Hürde schalten Baum und Probst durch geschickte Konstruktion des Geschäftsmodells aus. Denn wer Strom in Deutschland verkauft, bekommt formal den Status eines Energieversorgers – "da hängt ein riesiger bürokratischer Rattenschwanz dran", sagt Baum. Daher verkauft der Host im Sharepnp-Modell nicht Strom, sondern vermietet den Parkplatz. Der aus der Wallbox gezapfte Strom wird nicht berechnet. Dabei muss natürlich die Parkplatzmiete mindestens die Stromkosten decken. Sharepnp bekommt für die Vermittlung eine Provision. Der Host muss nur ein Kleingewerbe anmelden und die Einnahmen versteuern.

Möglich ist es aber auch, nur den Parkplatz zu vermieten beziehungsweise zu mieten. Diese Doppelfunktion steckt schon im Namen: Sharepnp steht für share Parking and Power.

Im März will das Start-up einen Testlauf mit einer Beta-Version der App starten. "Unser Ziel ist, unsere App Mitte des Jahres in den App-Stores anzubieten", skizziert Baum den Fahrplan. Um möglichst viele Nutzer zu gewinnen, plant Sharepnp auch Kooperationen. Etwa mit Flottenbetreibern, die sich damit zusätzliche Lademöglichkeiten erschließen können. Man sei aber auch in Gesprächen mit Automobilherstellern und Autohäusern, die den Kunden die Sharepnp-Nutzung beim Kauf eines Elektroautos für eine gewisse Zeit kostenlos anbieten könnten. Um die privaten Wallboxen noch komfortabler für andere Nutzer freigeben zu können, streben die Start-up-Gründer auch Kooperationen mit Wallbox-Herstellern an, sodass die Ladestationen direkt über die App freigeschaltet werden können.

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