Seitz-Gruppe stellt Online-Vertrieb und Organisation neu auf

Die Kemptener Autohaus-Gruppe Seitz krempelt ihre Strukturen um – sowohl auf vertrieblicher als auch auf administrativer Ebene. Zum ersten März etwa verschmolz die Gruppe ihre Gesellschaft "Seitz Autovertriebs GmbH+co. KG" mit der "Autohaus Seitz GmbH". Damit wolle man die Gruppe nach den Übernahmen der vergangenen Jahre organisatorisch konsolidieren und steuerlich optimieren, berichtete Geschäftsführer Martin Osterberger-Seitz im Gespräch mit der Automobilwoche. Weitere dieser Verschmelzungen würden folgen.

Darüber hinaus ist die Gruppe seit Jahren dabei, Aufgabenbereiche aus den einzelnen Standorten abzuziehen und in der Zentrale zu bündeln. Dort errichtet die Gruppe derzeit für 6,5 Millionen Euro einen neuen Verwaltungstrakt. Ziel der Zentralisierung sind Synergieeffekte und eine bessere Arbeitsqualität durch spezialisierte Mitarbeiter. Zu den zentralisierten Bereichen zählen unter anderem Rechnungslegung, Pricing, Inzahlungnahme, Gewährleistungsabrechnung, Unfallabwicklung sowie der Online-Vertrieb.

Letzterem misst Osterberger-Seitz mit Blick auf die Zukunft besonderen Wert bei: "Wer im Autohandel erfolgreich sein will, muss online und offline präsent sein. Nur auf einen Kanal zu setzen funktioniert auf lange Sicht nicht." Die Gruppe hat daher begonnen, ein eigenes Online-Autohaus aufzubauen, das bis auf Ausstellungsraum und Werkstatt sämtliche Bereiche eines regulären Autohauses, beispielsweise eine eigene Auslieferung, umfasst. Demnächst soll auch eine eigene Disposition und perspektivisch auch der Vertrieb von Reifen und Zubehör folgen. Damit verfolgt die Gruppe einen ähnlichen Ansatz wie die Berliner Autohausgruppe König, die im Handel als Vorreiter beim Online-Vertrieb gilt und allein im Online-Neuwagen-Vertrieb 60 Mitarbeiter beschäftigt. "Die König-Gruppe geht mit ihrem Online-Autohaus den richtigen Weg", sagt Osterberger-Seitz.

Bei den aktuell elf Mitarbeitern seines Online-Autohauses landen ohne Ausnahme sämtliche Leads, die über die Online-Kanäle der Gruppe eingehen – von Gebrauchtwagenplattformen wie Mobile.de, über den Fahrzeugshop auf der eigenen Webseite bis hin zu Anfragen über Social Media. "Seit wir online und offline getrennt haben, läuft beides besser", sagt Osterberger-Seitz. Die Reaktionszeiten etwa seien viel höher als zuvor, als noch die Mitarbeiter im Autohaus vor Ort die Online-Leads mit bearbeiten mussten. Denn diese hätten sich um den Online-Vertrieb hauptsächlich dann gekümmert, wenn keine Kunden vor Ort im Betrieb waren. Zudem sei der Verkauf online schlicht anders als der vor Ort. "Klassische Offline-Verkäufer für den Online-Verkauf zu begeistern klappt nicht. Das gleiche gilt umgekehrt."

Viel bei der Konzipierung dieser Online-Vertriebsstrategie geholfen haben nach Ansicht von Osterberger-Seitz die Erfahrungen aus dem 2019 von der Gruppe mitgegründeten Start-Up Carfellows. Mit diesem wollte die Gruppe einen Konkurrenten für Neuwagenportale wie Carwow oder MeinAuto.de aufbauen – mit mäßigem Erfolg. "Mit Carfellows ist es uns zwar nicht gelungen, ein Einhorn zu erschaffen, wir sind aber dennoch zufrieden. Wir haben auf diese Weise enorm viel über den Online-Vertrieb gelernt", sagt Osterberger Seitz rückblickend.

In der Tat gelang es dem Start-Up nicht, dauerhaft Fuß zu fassen und in großem Stil Partnerhändler zu gewinnen. 2021 ging sogar CEO und Mitgründerin Nina Geiss von Bord und wechselte zum Auto-Abo-Anbieter ViveLaCar. Mittlerweile ist die Seitz-Gruppe der einzige Handelspartner des Start-Ups. Aktuell setzt Carfellows nach Angaben von Osterberger-Seitz jährlich rund 800 Autos ab – viel zu wenig um profitabel zu sein. Aufgeben will der Geschäftsführer aber noch nicht. Das Start-Up habe sich zum Versuchslabor der Gruppe für den Online-Vertrieb entwickelt.

Zudem ist demnächst ein Neustart geplant. Sobald die Webseite perfekt funktioniere, solle Carfellows wieder für Partnerhändler geöffnet werden, so Osterberger-Seitz. Ziel sei, jährlich rund 2000 bis 2500 Fahrzeuge über Carfellows zu verleasen oder zu verkaufen.

Die Seitz-Gruppe zählt mit 27 Betrieben, rund 1.200 Mitarbeitern sowie einem Umsatz von knapp 400 Millionen Euro (2020) zu den 100 größten Autohausgruppen Deutschlands. 2020 setzte das Unternehmen laut dem IfA-Institut für Automobilwirtschaft 5.146 Neu- und 7.713 Gebrauchtwagen ab.

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