Während manche Autohersteller die Corona-Zeit mit Begriffen wie Lockdown, Kurzarbeit und Bänderstillstand gleichsetzen, scheint die Pandemie bei Lamborghini als eine Art Katalysator gewirkt zu haben. Mehr Kunden als je zuvor bestellen einen der PS-Boliden aus Sant'Agata Bolognese. Die Produktion der VW-Tochter für dieses Jahr ist bereits ausverkauft. Die Fertigung soll weiter hochgefahren werden. "Viele Käufer sagen, jetzt erst recht, ich gönne mir was, will das Leben genießen", sagt Designchef Mitja Borkert.
In Zahlen: 2021 gelangten 8405 Fahrzeuge in Kundenhand. Rekord. In allen Regionen war das Wachstum zweistellig, am stärksten in China und Hongkong. Die Kundschaft in der Volksrepublik nimmt jährlich fast 1000 Fahr-zeuge ab – gut dreimal so viele wie die Italiener selbst. Zu verdanken sind die Rekordzahlen dem Urus. Auf dessen Konto gehen weit mehr als die Hälfte der Einheiten. Es zeigt einmal mehr, dass ein SUV im Portfolio eines Herstellers von Supersportwagen kein Fremdkörper sein muss. Noch in diesem Jahr wird der Urus eine Modellpflege erhalten. Sie beschränkt sich aufoptische Details. Ein neuer Antrieb zieht erst 2024 ein. In der nächsten Generation des Urus arbeitet dann erstmals ein Plug-in-Hybrid.
Der Urus wird nicht das erste Modell mit dieser Technik sein. Schon im nächsten Jahr beginnt die Hybridisierung beim neuen Aventador. Er erhält allerdings einen anderen Namen. Welcher berühmte Stier hier Namensgeber sein wird, verrät Lamborghini noch nicht. Wohl aber, dass das Modell einen neu entwickelten Zwölfzylinder hinter den Sitzen tragen wird. Unterstützend wirkt ein Elektromotor auf der Vorderachse. Ein ähnliches Bauprinzip wird 2024 unter dem Nachfolger des Huracán stecken, der Einstiegs-droge aus dem Hause Lamborghini. Auch er wird einen neuen Modellnamen tragen.
Bis zum Auslaufen des heutigen Huracán dürfte Lamborghini vermutlich noch mehrere Sondermodelle auf die Straße bringen. Eines davon ist der Sterrato, eine etwas höher gelegte Variante im Offroad-Look. Ein exklusives Sondermodell, ein sogenanntes "Few Off", ist auch der Countach LPI 800-4, dessen Auslieferung gerade beginnt. 112 Einheiten werden gebaut, das Stück zu 2,01 Millionen Euro netto. Alle sind verkauft. Gleiches gilt für den Abschieds-Aventador. Er trägt den Beinamen "Ultimae" und wird noch bis zum Sommer produziert. In den nächsten vier Jahren will Lamborghini mindestens 1,5 Milliarden Euro in die Transformation stecken. Es ist der größte Investitionsplan in der Firmengeschichte. Und er soll nicht zulasten der Marken-DNA gehen.
Ende 2024 soll die gesamte Palette elektrifiziert sein. Das Mehrgewicht wollen die Ingenieure unter anderem durch zusätzlichen Einsatz von Carbon kompensieren. Bis 2025 soll der CO2-Ausstoß um die Hälfte sinken. Hierfür ersannen die italienischen Sportwagen-Strategen den wohlklingenden Namen "Direzione Cor Tauri". Cor Tauri steht für den hellsten Stern im Sternbild Stier. Diesen Stern soll später einmal das erste Elektromodell von Lamborghini repräsentieren, die viel diskutierte "vierte Baureihe". Debüt: circa 2026. Als Karosseriekonzept vermuten Branchenkenner ein Crossover-Modell oder einen 2+2-sitzigen Gran Turismo. Neue Nahrung könnte die Sache 2023 erhalten. Dann wird Lamborghini 60 Jahre alt. Gut vorstellbar, dass CEO Stephan Winkelmann dieses Jubiläum zum Anlass nimmt, der Öffentlichkeit eine Designstudie der vierten Baureihe zu präsentieren.
Lesen Sie auch:
Aufstieg der Supersportwagen: Wie weit kann die Entwicklung beim PS-Powern noch gehen?
INTERVIEW – Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann: "Marke geht über alles"
EXKLUSIV - Fast ein Jahr Lieferzeit: Lamborghini will Produktion erhöhen
Aus dem Datencenter: