Neuzulassungen erfüllen Erwartung – mehr nicht

Im Oktober 2020 wurden in Deutschland 274.303 Pkw neu zugelassen. Das entspricht einem Minus von 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Ein weiterer Aufholeffekt aus den schwachen Monaten März bis Juni konnte im abgelaufenen Monat nicht beobachtet werden. Ebenso blieben im Oktober mögliche vorgezogene Neuzulassungen aufgrund des Auslaufens der verringerten Mehrwertsteuer sowie der verschärften CO2-Ziele ab Januar 2021 aus.

Nach zehn Monaten sind 2.316.134 Pkw neu zugelassen worden, ein Minus von 23,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies sind die niedrigsten Neuzulassungen, die jemals in diesem Zeitraum im wiedervereinigten Deutschland beobachtet wurden. Sie liegen 16 Prozent unter den mittleren Zulassungen seit dem Jahr 2000.

Zum fünften Mal in Folge lagen die Besitzumschreibungen aufgrund von Nachholeffekten im Plus. Nach plus zwölf Prozent im September gab es im Oktober einen Zuwachs von 2,6 Prozent. Kumuliert liegen sie nur noch 3,5 Prozent im Minus und haben einen großen Teil der Verluste aus den Monaten März bis Mai aufgeholt.

Für die künftige Entwicklung ist entscheidend, wie der weitere Verlauf der Pandemie in Deutschland sein wird und wie die Verbraucher darauf reagieren. Aktuell steigt die Zahl der Neuinfizierten und der Todesfälle sehr stark an, was zu einem neuen – wenn auch weniger konsequenten als im Frühjahr – Lockdown geführt hat.

Die Industrieunternehmen sind zwar nicht so stark betroffen, die Verbraucher aber sind deutlich verunsichert. Es besteht die Gefahr, dass die Ausgabenbereitschaft generell leiden wird. Im ersten Halbjahr dieses Jahres ist die Sparquote bereits von unter elf Prozent in 2019 auf über 17 Prozent gestiegen.

Darüber hinaus steigen die Zahlen in anderen Ländern genauso stark oder noch stärker. Das bedeutet auch ein zunehmendes Risiko für den globalen Handel und die notwendigen Lieferketten.

Für die kommenden Monate ist eine genaue Prognose kaum möglich. Unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung gibt es einige Unsicherheiten: Wann und in welcher Höhe werden die nicht durchgeführten Neuzulassungen der Monate März bis Juni weiter aufgeholt werden? Und bleiben die Hersteller lieferfähig? Gibt es zum Jahresende vorgezogene Zulassungen aufgrund des Auslaufens der verringerten Mehrwertsteuer mit entsprechenden negativen Effekten Anfang 2021? Versuchen Hersteller und Händler CO2-starke Pkw zum Jahresende wegen der verschärften Grenzwerte im kommenden Jahr in den Markt zu drücken? Auch dies hätte zum Beginn des kommenden Jahres negative Effekte.

Unter der Annahme, dass sich die aktuelle Situation nicht wieder verschlechtert, erwartet die Automobilwoche für das Gesamtjahr weiterhin einen Rückgang um knapp 22 Prozent auf 2,82 Millionen Neuzulassungen. Daraus ergibt sich, dass die verbleibenden zwei Monate in Summe 13,5 Prozent unter denen des Vorjahres bleiben. Hierbei sind noch keine signifikanten vorgezogenen Käufe zum Jahresende aufgrund der Mehrwertsteueränderung oder der verschärften Grenzwerte berücksichtigt.

Für das kommende Jahr kann wieder mit deutlichen Zuwächsen bei den Neuzulassungen gerechnet werden, ohne dass aber das Niveau der vergangenen Jahre erreicht werden wird. Unter den aktuell wahrscheinlichsten Rahmenbedingungen rechnet die Automobilwoche für 2021 mit einem fast zwölfprozentigen Anstieg auf 3,15 Millionen Neuzulassungen. Damit würde das durchschnittliche Niveau der vergangenen fünf Jahre von über 3,4 Millionen Neuzulassungen um acht Prozent verfehlt.

Bei der Entwicklung der Antriebsarten verstärkte sich der Trend der vergangenen Monate weiter. Pkw mit ausschließlichem Benzinantrieb verloren fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr und kamen nur noch auf einen Marktanteil von 42,1 Prozent, 15,7 Punkte weniger als im Vorjahr. Dies ist erneut der niedrigste Benzinanteil in einem beliebigen Monat überhaupt.

Die Neuzulassungen von Diesel-Pkw verhielten sich ähnlich. Sie verloren knapp 19 Prozent und ihr Anteil verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um fast fünf Punkte auf 26 Prozent. Dies ist der mit Abstand geringste Dieselanteil in einem Oktober seit dem Jahr 2000.

Hybride und reine Stromer übertrafen dagegen im Oktober sowohl volumenseitig als auch nach Markanteilen die bisherigen Rekordergebnisse aus dem Vormonat. Die stärkste alternative Antriebsart stellen die normalen Hybride. Sie kamen auf 38.070 Neuzulassungen, ein Plus von 96 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Marktanteil erhöhte sich auf 13,9 Prozent.

Die Plug-in Hybride legten um 258 Prozent zu. Die 24.859 Neuzulassungen bedeuteten einen Marktanteil von 9,1 Prozent. Die reinen E-Mobile liefern sich weiterhin ein Kopf an Kopf Rennen mit den Plug-in-Hybriden. Mit einem Plus von 365 Prozent wiesen sie im Oktober zwar das stärkste Wachstum auf, kamen mit 23.158 Neuzulassungen und einem Marktanteil von 8,4 Prozent aber nicht ganz an die Hybride mit Stecker heran.

Die Verschiebungen zu den alternativen Antrieben haben deutliche Spuren beim CO2-Ausstoß der neu zugelassenen Pkw hinterlassen. Seit Mai dieses Jahres ist er kontinuierlich gesunken und lag im Oktober bei 131,4 Gramm pro Kilometer. Vor einem Jahr lag er noch bei 155,4 Gramm pro Kilometer.

Da seit Anfang 2019 der CO2-Ausstoß nach WLTP gemessen wird, sind die Werte mit denen des alten NEFZ-Verfahrens nicht direkt vergleichbar. Nimmt man einen Umrechnungsfaktor von 1,2 an, so würde der aktuelle CO2-Ausstoß nach NEFZ 109,5 Gramm pro Kilometer betragen. Der letzte nach NEFZ veröffentlichte CO2-Wert aus dem August 2018 betrug 131,8 Gramm pro Kilometer.

Bei den Top-15-Marken gab es im Oktober Entwicklungen zwischen minus 26 Prozent und plus 28 Prozent. Ford verzeichnete mit minus 25,9 die stärksten Verluste und kam auf einen Marktanteil von 5,0 Prozent. Es ist der niedrigste Marktanteil seit August 2018. Im bisherigen Jahresverlauf wurden ein Drittel weniger Pkw neu zugelassen als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. VW verfehlte das Vorjahresergebnis mit minus 17 Prozent ebenfalls deutlich, ebenso wie BMW (minus 14,4 Prozent) und Peugeot mit minus 12,1 Prozent.

Der Gewinner des vergangenen Monats war Renault mit einem Plus von 27,9 Prozent. Auch Opel hatte ein Erfolgserlebnis: Nach einer Reihe von Monaten mit deutlich negativen Wachstumsraten, gab es im Oktober ein Plus von 22,6 Prozent. Der Marktanteil von 6,1 Prozent– der höchste seit September vergangenen Jahres– brachte die Rüsselsheimer auf Platz sechs des Herstellerrankings, knapp (95 Neuzulassungen) vor Ford. Weitere Marken mit sehr hohen Wachstumsraten waren Audi (plus 23,1 Prozent) und Fiat mit 21,2 Prozent.

Eindeutiger Markführer mit einem Marktanteil von 17,2 Prozent blieb VW vor den drei Premium-Anbietern Mercedes (11,9 Prozent) sowie Audi und BMW mit jeweils 7,6 Prozent. Beide Marken trennten ganze 97 Neuzulassungen. Hinter BMW belegte Skoda mit einem Marktanteil von 6,3 Prozent als beste Importmarke Platz fünf.

Hierzu im Datencenter:

Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im Oktober 2020

Pkw-Besitzumschreibungen in Deutschland von Januar 2018 bis Oktober 2020

Neuzulassungen in einem Oktober in Deutschland von 2000 bis 2020

Monatliche Neuzulassungen nach alternativen Antriebsarten und Marktanteile bis Oktober 2020

Marktanteilsveränderung nach Antriebsarten in Deutschland im Oktober 2020

Marktanteile nach Antriebsarten im Oktober 2020

Marktanteile der Top-15-Marken im Oktober 2020 in Deutschland

Marktanteile auf dem deutschen Automarkt im Oktober 2020

CO2-Ausstoß in Deutschland bis Oktober 2020