Nach zwei schwachen Jahren belebt hohe Nachfrage das Geschäft

Aktuell kann die Autobranche gar nicht genug Chips heranschaffen. Doch 2020 war für die Hersteller von Automotive-Halbleitern das zweite schwache Jahr in Folge. Nach minus 1,3 Prozent im Jahr 2019 zerschlug 2020 Corona die Hoffnungen auf einen Aufschwung. Der Absatz sank Strategy Analytics zufolge um weitere 5,9 Prozent auf 35 Milliarden Dollar. Infolge des wachsenden Elektronik-Anteils in den Fahrzeugen schrumpfte das Geschäft allerdings nicht so stark wie die weltweite Personenwagenproduktion (rund 15 Prozent).

Und schon im zweiten Halbjahr begann eine Erholung. Der aufgestaute Bedarf der Automobilindustrie habe die Umsätze nach oben getrieben und aufs Gesamtjahr gerechnet einen Teil des Rückgangs ausgleichen können. Das sagt Asif Anwar, bei Strategy Analytics für Automotive-Halbleiter zuständig.

Der Rückgang schlägt sich in den Zahlen der zehn größten Hersteller von Automotive-Halbleitern nieder. Unter ihnen konnte nur Bosch den Umsatz steigern. Bei allen anderen stagnierten günstigstenfalls die Erlöse. Zwar legte der Automotive-Umsatz bei Infineon nominell von 4,2 auf 4,6 Milliarden Euro zu. Doch das geht allein auf die Cypress-Übernahme zurück, die Infineon 830 Millionen Euro zusätzlich in die Kasse spülte. Infolge dieser Übernahme schob sich Infineon im Ranking der Top Ten an NXP vorbei auf den ersten Platz. Ansonsten blieb die Reihenfolge im Ranking fast gleich. Nur Microchip verdrängte ADI von Platz zehn und damit aus dem Ranking. Insgesamt stehen die Top Ten für gut zwei Drittel des Gesamtumsatzes im Markt. 49 Prozent entfallen allein auf die ersten fünf (siehe auch Tabelle unten bei "Aus dem Datencenter").

Trotz der Dellen in den beiden vergangenen Jahren sind die Perspektiven gut. Denn Elektrifizierung und die wachsenden Elektronikumfänge im Automobil werden die Nachfrage deutlich treiben. So geht etwa der Branchenverband ZVEI in seiner jüngsten Trendanalyse zur Mikroelektronik davon aus, dass der Wert der pro Fahrzeug verbauten Halbleiter von 744 Dollar (2020) bis 2025 um 41 Prozent auf 1050 Dollar zunehmen wird. Im Jahr 2000 hatte er noch bei 206 Dollar gelegen.

Regional ist der Verbrauch von Automotive-Halbleitern sehr unterschiedlich. Im Durchschnitt lag ihr Anteil am gesamten Halbleitermarkt 2020 bei 11,5 Prozent. Deutlich höher ist der Wert in Europa (34 Prozent) und Japan (26 Prozent). Am niedrigsten war er mit sieben Prozent in China und der Asien-Pazifik-Region. Eine Verdopplung des Bedarfs für Automotive-Halbleiter erwartet der ZVEI bis 2025 sowohl in China als auch in Europa. Haupttreiber dürften die Bereiche Insassenschutz (inklusive Assistenz/ Automatisierung) und Antriebsstrang sein, wo sich der Bedarf in etwa verdoppeln wird.

Lesen Sie auch:

Exklusiv - wegen Chipmangels: Eine Woche Produktionsstopp beim BMW i3

Chipmangel bremst Absatz von Neuwagen in Deutschland

Aus dem Datencenter:

DieTop 10 umsatzstärksten Hersteller von Halbleitern für die Autoindustrie 2019