Gibt es Gas nur noch gegen Rubel? Oder doch gegen Euro? Oder bald gar kein Gas mehr? Ähnlich unterschiedlich sind auch die Aussagen zu den Folgen eines Gasstopps. Die Leopoldina hält sie für handhabbar. Ökonomen sprechen von Rezession, obgleich sie sie noch nicht beziffern können, und wieder andere von der möglicherweise schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg, wie BASF-Chef Martin Brudermüller. Was gilt denn jetzt? Sicher ist nur eines: Energie muss von anderen Lieferanten beschafft werden, selbst wenn unsere unverhandelbaren europäischen Werte hintanstehen müssen. Böse Zungen sagen, Wirtschaftsminister Robert Habeck würde wohl auch nach Pjöngjang fliegen, wenn Nordkorea Gas liefern könnte.
Spätestens jetzt sollte doch jeder verstanden haben, dass der deutsche Sonderweg mit Wind und Solar ein Holzweg ist. Und doch werden diese alternativen Energien von manchen gebetsmühlenartig als einzige Lösung propagiert. So schlittert man ins nächste Dilemma: Der chinesische Anteil der in die EU importierten Rohstoffe beträgt bei Elektromotoren 65 Prozent und bei Windturbinen und Fotovoltaik mehr als 50 Prozent. Das ist eine größere Abhängigkeit als die von russischer Energie.
Natürlich müssen hier im Augenblick vorrangig die vorhandenen Löcher gestopft werden, damit uns der Kahn nicht absäuft. Sowohl bei der Energie und den Lieferketten als auch bei den Rohstoffen. Aber das Ringen um die Vormachtstellung in der Welt wird Fahrt aufnehmen. China und Indien vertreten gegenüber Russland nun mal andere Positionen als die USA und Europa. Eine global agierende deutsche Autoindustrie wäre gut beraten, die Abhängigkeiten von China signifikant zu reduzieren. Damit sie bei möglichen Restriktionen im chinesischen Markt und auch beim Sourcing von Vor- und Elektronikprodukten und vor allem Rohstoffen aus China nicht irgendwann blank dasteht. Denn Taiwan kann schon morgen zum großen Thema werden. Und spätestens dann säße man schon wieder in der Falle.
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