Leicht war es für Herbert Diess (61) bei Volkswagen nie. Er hatte zwar das Glück, so spät als Markenchef in Wolfsburg angetreten zu sein, dass man ihm keine Schuld am Dieselbetrug anlasten konnte. Aber schon die Idee hinter seiner Berufung barg Konfliktpotenzial in sich. Denn der damalige Aufsichtsratschef Ferdinand Piech war unzufrieden mit der Entwicklung der Marke VW Pkw und holte Diess, der sich bei BMW einen Namen als nüchterner und durchsetzungsstarker Kostenkiller gemacht hatte, 2015 zu Volkswagen. Das musste in dem am stärksten von der Arbeitnehmervertretung mitgeprägten deutschen Automobilkonzern fast zwangsläufig zu Streit führen.
Diess und Betriebsratschef Osterloh werden oft als Alphatiere beschrieben. In ihren Analysen der Situation und den Zielen der Veränderungen im VW-Konzern sollen sie gar nicht weit auseinanderliegen, wie oft berichtet wird. Dennoch trennt sie einiges. Diess gab seinen Top-Führungskräften in einer internen Veranstaltung die Haltung „Ebit macht frei“ mit auf den Weg. Osterloh dagegen sagte, als Porsche VW übernehmen wollte in einem Interview: „Das sind Kapitalisten, reine Kapitalisten ... Wir bei VW haben ein anderes Bewusstsein: Bei uns arbeiten Menschen.“