Bei der Vorstellung des Level-3-Assistenten Drive Pilot bemühte Mercedes-Entwicklungschef Markus Schäfer noch den Vergleich mit der Mondlandung zur Einordnung dieser Innovation, weil der Fahrer erstmals die Verantwortung an das Fahrzeug abgeben kann. Diesmal sprach er angesichts der Tragweite gar vom Mars. Mit dem Technologieträger EQXX ist Mercedes zu einer Rekordfahrt von Sindelfingen über die Alpen ins französische Cassis aufgebrochen. Und tatsächlich: Wie angekündigt schaffte das Fahrzeug im realen Straßenbetrieb mit nur einer einzigen Ladung 1008 Kilometer – und zeigte sogar noch eine Restreichweite von 140 Kilometer an. „Das war eine Pionierfahrt á la Bertha Benz“, sagte Schäfer anschließend vor Journalisten.
Für Schäfer ist jedoch weniger die Reichweite die relevante Größe für den technologischen Fortschritt. Denn die 1000 Kilometer hätten sich auch mit einer riesigen Batterie erreichen lassen, wie es etwa ein chinesischer Hersteller bereits getan hat. Vielmehr geht es ihm um die Effizienz, die er als die Währung der Zukunft ausgemacht hat. Mit 8,7 Kilowattstunden pro 100 Kilometer verbrauchte der EQXX etwa die Hälfte von dem, was ein Mercedes EQS heute benötigt. Und der gilt schon als sehr sparsam und schafft bekanntlich nach WLTP mit einer Ladung immerhin 780 Kilometer. Bei seiner Rekordfahrt, die vom Tüv Süd begleitet wurde, erreichte der EQXX eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 90 Stundenkilometer und fuhr auf der Autobahn mit maximal 140 Stundenkilometern.
Das Streckenprofil war dabei bewusst abwechslungsreich geplant. Von Sindelfingen ging es über die Autobahn in Richtung Gotthardpass, der mit einer Steigung von fünf Prozent und einer Länge von 14 Kilometer als anspruchsvoll gilt. Bei der Abfahrt in Richtung Bellinzona herrschen dagegen ideale Bedingungen für die Rekuperation. Die Wetterbedingungen erwiesen sich als höchst unterschiedlich. So reichte die Temperaturspanne laut Mercedes von nur drei Grad Celsuis bei der Abfahrt am Forschungs- und Entwicklungszentrum in Sindelfingen bis zu 18 Grad Celsius am Ziel. Nördlich der Alpen regnete es leicht und weiter südlich wehte bei Sonnenschein ein leichter Wind. Die Wirkung der zahlreichen Effizienzmaßnahmen wurde anhand unterschiedlicher Streckenabschnitte dokumentiert. Trotz meist bedeckten Himmels habe das Solardach rund 25 Kilometer zur Reichweite beigetragen.