Nach dem Corona-Einbruch im Vorjahr hat sich der Prüfkonzern Dekra wieder berappelt und heute für das abgelaufene Geschäftsjahr 2021 einen deutlichen Umsatzsprung verkündet. Um 10,9 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro sei der Umsatz gewachsen, verkündete der neue Vorstandsvorsitzende Stan Zurkiewicz. 2020 war der Umsatz zum ersten Mal seit 16 Jahren geschrumpft – um 6,5 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.
Scharte ausgewetzt
Dekra vermeldet nach einem Ausrutscher wieder zweistellige Wachstumsraten. Vor allem der Gewinn legt deutlich zu. Im Automotive-Bereich sollen Services rund um das Thema Cybersecurity sowie ein neuer Batterie-Check für Umsatz sorgen.
Das Betriebsergebnis (EBIT) wuchs 2021 um 15,4 Prozent auf 226 Millionen Euro und erreichte das Vor-Corona-Niveau von 2019. Noch deutlicher wuchs der Jahresüberschuss: Mit 141,5 Millionen Euro blieb 2021 um 50,7 Prozent mehr Gewinn hängen als noch im Vorjahr (93,6 Millionen). Mit einem Umsatzanteil von rund 2,1 Milliarden Euro war dabei der Heimatmarkt Deutschland (+11,2 Prozent) mit Abstand am bedeutendsten. Größter Wachstumsmarkt war die Region Asien-Pazifik (APAC) mit plus 17,8 Prozent auf 221,2 Millionen Euro. Umsatzstärkster Geschäftsbereich waren die Fahrzeugprüfungen mit einem Umsatzanteil von 1,2 Milliarden Euro beziehungsweise 28 Millionen Fahrzeugprüfungen in 23 Ländern.
Auch im aktuellen Geschäftsjahr läuft es für die Stuttgarter bisher bestens. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg der Umsatz im ersten Quartal um 9,8 Prozent auf 872 Millionen Euro. Zurkiewicz rechnet allerdings nicht damit, dass es so weitergeht: "Der verheerende Krieg in der Ukraine wird es uns schwer machen, diese Dynamik beizubehalten." Das Wachstum in Deutschland, Europa und der Welt werde schrumpfen, da viele Branchen mit Unterbrechungen in ihren Lieferketten und einer Verknappung von Rohstoffen und Vorprodukten konfrontiert seien. Darüber hinaus seien weiter steigende Energiepreise und eine wachsende Inflation zu erwarten. Aufgrund des Krieges will Dekra zudem sein Russland-Geschäft auf Eis legen und keine neuen Aufträge in dem Land annehmen. Dekra habe ohnehin nur eine minimale Präsenz in dem Land, um internationale Kunden zu unterstützen, so der CEO. Für das Gesamtjahr peilt Dekra angesichts der Entwicklungen ein Umsatzplus von rund fünf Prozent an.
Für die Zukunft will sich Dekra nach Aussage von Zurkiewicz darauf konzentrieren, das Kundenerlebnis zu verbessern, die digitale Transformation weiter voranzutreiben und international zu wachsen, vor allem in Asien und Amerika. Dabei wolle man sich thematisch auf fünf Bereiche konzentrieren: Künstliche Intelligenz und Datenanalyse, Fahrzeuge und Mobilität in der Zukunft, Remote Dienstleistungen, Informations- und Cybersicherheit und Nachhaltigkeitsdienstleistungen. Rund 500 Millionen Euro will Dekra bis 2025 investieren. Bis dahin will Dekra zudem klimaneutral werden.
Konkret erwartet Dekra unter anderem bis 2025 zweistellige Millionenumsätze durch "Automotive Cyber Security", sprich Tests und Zertifizierungen zur Sicherheit beim automatisierten und vernetzten Fahren. Im Bereich der Elektromobilität kündigte Entwicklungschefin Ulrike Hetzel zudem den Start eines neuen Batterie-Schnelltests an.
Dieser soll binnen 15 Minuten Aufschluss darüber liefern, in welchem Zustand sich die Traktionsbatterie gebrauchter E-Autos befindet und wie viel Kapazität noch verfügbar ist. Das Verfahren sei patentiert und werde derzeit mit Großkunden im Markt erprobt. Aktuell könnten 53 Fahrzeugtypen bereits getestet werden. Zum Jahresende soll diese Zahl auf 100 wachsen. Damit sei dann rund die Hälfte der am Markt verfügbaren Modelle abgedeckt, so Hetzel. In den kommenden Monaten soll das Angebot im Markt weiter ausgerollt werden – Zielgruppe dafür seien Leasinggesellschaften oder Autohändler.