Das Münchener Batterieanalytik-Unternehmen Twaice erhält eine 30 Millionen US-Dollar schwere Finanzspritze der US-Investmentfirma Coatue. Das teilte das Unternehmen heute mit. Die Serie-B-Finanzierung erweitert eine Finanzierungsrunde vom Mai 2021, bei der Twaice bereits 26 Millionen Dollar von Investoren um Energize Ventures erhalten hatte. "Mit dem frischen Kapital wollen wir unsere Expansion in den USA vorantreiben und unsere Technologien zur Batterieanalytik und -Simulation weiterentwickeln", erklärte Twaice-Gründer und CEO Stephan Rohr im Gespräch mit der Automobilwoche.
30 Millionen für Akkuspezialisten Twaice
Die Analyse-Software des Münchner Unternehmens kommt in der Batterieentwicklung von Mercedes-Benz und Audi sowie ab Herbst in einem Batteriecheck des TÜV Rheinland zum Einsatz.
Twaice entwickelt unter anderem in München und Chicago Batterie-Analytik-Software für Lithium-Ionen-Batterien. Diese bestimmt mit Hilfe von künstlicher Intelligenz den Batteriezustand und trifft Prognosen zur Alterung sowie Leistung. "Batterien verändern sich im Laufe der Zeit. Wir bauen Algorithmen und Modelle, um das Verhalten der Batterien nachzubauen und feststellen zu können", erklärte Rohr. Das soll unter anderem helfen, Batteriesysteme effizienter, nachhaltiger und zuverlässiger zu machen. "Wir sind Weltmarktführer für Batterie-Analytik", so Rohr. "Mehr als fünf der weltweit führenden Autohersteller", würden die Twaice-Software bei der Batterieentwicklung bereits einsetzen, darunter auch Mercedes-Benz und Audi. Twaice habe es geschafft, sich fest als Partner der Autohersteller zu etablieren, konstatierte Rohr.
Darüber hinaus kommt die Twaice-Software im Rahmen eines Joint Ventures mit TÜV Rheinland ab Herbst 2022 in einem Batterie-Schnelltest auf dem Gebrauchtwagenmarkt zum Einsatz. Der gemeinsam entwickelte "Battery Quick Check" soll Käufern gebrauchter E-Autos zuverlässige Informationen über den Zustand des Akkus und dessen Lebenserwartung liefern. Bislang ist dies nur eingeschränkt möglich. Das wiederum beeinträchtigt den Markt für gebrauchte E-Autos, weil potenzielle Käufer nicht sicher wissen, wie es um das teuerste Bauteil eines E-Autos bestellt ist und sich daher zurückhalten. Könnten Autohändler oder Leasingfirmen dagegen den Zustand des Akkus objektiv nachweisen, steigert das die Verkaufschancen, so die Annahme. Das Marktpotential für die Tests beziffern TÜV Rheinland und Twaice allein in Deutschland bis 2030 auf 1,3 Millionen Tests. Diese Berechnungen dürften mit eine Rolle für die nun gewährte Finanzspritze gespielt haben.
Der Investor Energize beziffert das Umsatzpotential des Batteriesoftwaremarkts bis 2030 auf 12 bis 20 Milliarden Dollar. Mit seinen Dienstleistungen hat Twaice den eigenen Umsatz seit Mai 2021 laut eigenen Angaben um rund 250 Prozent gesteigert. Details zu den absoluten Zahlen verriet Rohr aber nicht. Er nannte lediglich einen "siebenstelligen Bereich", der sich in den achtstelligen entwickle.
Jaimin Rangwalla vom Neu-Investor Coatue erklärte laut einer Mitteilung: "Wir freuen uns, mit Twaice zusammenzuarbeiten, da das Unternehmen die Herausforderungen entlang der Wertschöpfungskette löst, die Rentabilität von Batterien verbessert und gleichzeitig das Risiko für Hersteller und Nutzer reduziert."
Aus dem Datencenter:
Bestand reiner Elektrofahrzeuge in Westeuropa zum 01.01.2022