Darum planen BMW und Mercedes ohne Share Now

Es ist der Deal der Woche in der Automobilindustrie. BMW und Mercedes planen den Verkauf ihres gemeinsamen Joint Ventures Share Now. Vorbehaltlich der Zustimmung der Kartellbehörden geht der Carsharing-Dienst an den französisch-italienischen Stellantis-Konzern. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Erste Schätzungen aus der Branche liegen bei rund 200 Millionen Euro.

Den Verkauf begründet Mercedes in einer Pressemitteilung wie folgt. Gero Götzenberger, Direktor Strategie und Beteiligungen bei Mercedes-Benz Mobility: „Wir sind stolz darauf, mit car2go das Segment des Free-floating Carsharing begründet zu haben. Auch wenn sich Mercedes-Benz künftig stärker auf das Kerngeschäft im Luxussegment konzentriert, bleibt Carsharing ein wichtiger Bestandteil der urbanen Mobilität und bei FREE NOW ein wesentliches Element im Mobilitätsangebot.“

Heißt: BMW und Mercedes ziehen eine Trennwand ein, zwischen der Mobilitätsvermittlungsplattform Free Now, die Dienste vom e-Scooter bis zum Taxi vermittelt und der Carsharing-Plattform Share Now selbst. Die Plattform samt der zugehörigen Flotte von etwa 11.000 Fahrzeugen wechselt zum Stellantis-Konzern. Dazu passt: Schon jetzt sind nach Informationen der Automobilwoche rund 50 Prozent der 11.000 Share-Now-Autos Modelle aus dem Stellantis-Konzern, darunter unter anderem Peugeots und Fiats.

Auch zukünftig soll Free Now ein wichtiger Bestandteil des gemeinsamen Joint Ventures von Mercedes und BMW bleiben. Ein Verkauf der zentralen Vermittlungsplattform ist nicht geplant, erfuhr die Automobilwoche aus Unternehmenskreisen bei BMW und Mercedes. Stattdessen spielte für den Verkauf des Carsharing-Angebots vor allem die Flotten-Zusammensetzung eine Rolle. Als Premium-Autobauer sollen zukünftig Premium-Fahrzeuge im Fokus stehen, ist man sich in München und Stuttgart sicher. Die bei Share Now eingesetzten Smart-, i3- und Mini-Modelle spiegeln diesen Premium-Anspruch der Autobauer nicht wider. Dem gegenüber wäre es auch völlig unwirtschaftlich, die Flotte von Share Now plötzlich mit Fünfer-Limousinen oder E-Klasse-Derivaten zu bestücken, die eher dem Markenbild der beiden Autobauer entsprächen.

Auch den Aufwand für die Wartung und Aufbereitung der Fahrzeuge haben die beiden Premium-Hersteller durch den Verkauf von Share Now so zukünftig nicht mehr selbst. Dieser Bereich gilt als sehr mitarbeiterintensiv, Fahrzeuge müssen stetig gewartet, gewaschen, innen gereinigt und aufbereitet werden. Dies alles fällt weg, wenn Fahrzeuge lediglich vermittelt aber nicht mehr selbst bereitgestellt werden. 

Darüber hinaus bedeutet der oft schlechte Zustand der Flotten-Fahrzeuge,dass für potentielle Kunden vielfach ein Erstkontakt mit der jeweiligen Marke ruiniert werden könnte. Wer einen BMW via Carsharing-App anmiete, habe vor allem in Ballungsräumen teilweise einen durch viele Vermietungen und unsachgemäße Fahrweise dreckigen, beziehnungsweise vereinzelt schlecht funktionierenden i3 erhalten, ist aus BMW-Kreisen zu hören. Damit soll zukünftig Schluss sein.

Mercedes-Chef Ola Källenius und sein BMW-Pendant Oliver Zipse richteten ihre beiden Konzerne zuletzt ohnehin wieder stärker auf den Automobilbau aus. Vorgänger Harald Krüger träumte bei den Münchenern noch von einem Herausforderer für Branchenriesen wie Uber als Share Now im Joint Venture mit Mercedes 2019 entstand. Källenius und Zipse schauen wieder stärker auf das, was beide Autoriesen von der Konkurrenz abhebt: Premium-Automobile.

So bleiben von den einst fünf Diensten des „Now“-Angebots, also Park Now (Parkplatzsuche), Charge Now (Ladesäulensuche), Share Now (Carsharing), Reach Now (Routenplaner) und Free Now (Taxiservice) nur zwei Teil des gemeinsamen Joint Ventures. Free Now als zukünftige, zentrale Vermittlungsplattform für alle individuellen Mobilitätsangebote und Charge Now für die Ladesäulen. Das Carsharing-Angebot soll der Stellantis-Konzern in die Zukunft führen.

Aus dem Datencenter: 

Wer liefert was für den BMW i3 (2013)?