Nur jedes zweite bestellte E-Auto wird noch 2022 ausgeliefert

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen und politische Entscheidungen verunsichern die Autokäufer zunehmend. Das bekommen die Autohändler deutlich zu spüren. Knapp jeder zweite Kunde, der an einem elektrifizierten Fahrzeug Interesse zeigte, sah vom Kauf ab.

Konkret: In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres haben sich demnach 43 Prozent der an rein batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) und 45 Prozent der an Plug-in-Hybriden (PHEV) Interessierten gegen den Kauf entschieden. Eine andere Antriebsart wählten 23 Prozent der BEV- und 24 Prozent der PHEV-Interessenten. Gründe dafür waren die ungewissen Ausgestaltung des Umweltbonus und die unsicheren Lieferzeiten.

Denn auf viele Fahrzeuge müssen die Kunden lange warten. Nur gut die Hälfte der aktuell vorliegenden Kundenbestellungen rein batterieelektrischer Fahrzeuge (56 Prozent) sowie von Plug-in-Hybriden (63 Prozent) werden voraussichtlich noch in diesem Jahr ausgeliefert. Im kommenden Jahr 2023 werden es voraussichtlich 40 Prozent der bestellten BEV und 32 Prozent der bestellten PHEV sein.

Den Rest, vier Prozent BEV und fünf Prozent PHEV, erhalten die Kunden wohl erst 2024. Das zeigt eine Umfrage des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), an der sich in der ersten Juni-Woche rund 170 Marken-Autohäuser beteiligten.

"An diesen Ergebnissen ist klar zu sehen, dass die Ausgestaltung der Förderrichtlinie große Auswirkungen auf die direkt im Kundenkontakt stehenden Autohäuser hat", sagte ZDK-Präsident Karpinski bei einer Pressekonferenz im Rahmen der Mitgliederversammlung. "Denn es sind Händler, die Kunden zu den Förderbedingungen beraten, bei der Beantragung unterstützen und die erforderlichen Dokumente zum Einreichen des Antrags bereitstellen."

Der Plug-in-Hybrid befinde sich zunehmend im Beerdigungstatus, sagte ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn mit Blick auf das nachlassende Interesse an den Steckerfahrzeugen.

Die offene Zukunft um die weitere Förderung der elektrifizierten Fahrzeuge verstärkt die Unsicherheit der Kunden. Hinzukommen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen samt schwieriger Logistik, Chipkrise und Krieg gegen die Ukraine.

"Wir stecken wieder mitten in einem schwierigen Jahr", so Karpinski. Das zeigen auch die Zulassungszahlen. Mit gerade mal einer Million Pkw-Neuzulassungen in den ersten fünf Monaten liegt der Markt rund eine halbe Million Pkw-Neuzulassungen unter dem letzten Vorkrisen-Jahr 2019.

Auch mit den rund 2,4 Millionen Besitzumschreibungen, die bis Ende Mai stattgefunden haben, ist der Markt gut ein Fünftel (21,4 Prozent) unter dem Vergleichsjahr 2019.

"Einzig das Werkstatt-Geschäft entwickelt sich positiv", so Karpinski. Mit einer Auslastung von 81 Prozent sind die Werkstätten von Januar bis April rund sechs Punkte über dem Vorjahr und nur einen Punkt unter 2019.

Aus dem Datencenter:

Lieferzeiten von E-Autos in Deutschland

Lieferzeigen von Plug-in-Hybriden in Deutschland