Wie Klaus Zellmer mit Skoda zum "nächsten Sprung" ansetzen will

Fliegender Wechsel für Klaus Zellmer. Erst am Donnerstag hatte seinen bisherigen Job als Vertriebschef der Marke Volkswagen an Imelda Labbé übergeben. Am heutigen Freitag trat der 54-Jährige seien neuen Posten als Skoda-Chef in Mlada Boleslav an - und lud gleich zur ersten Vorstandsitzung.

"Endlich geht es los!", erklärte Zellmer zu seinem Amtsantritt. "Skoda ist eine stolze Marke mit starken Wurzeln. Ich freue mich darauf, sie in engem Austausch mit dem hochmotivierten Skoda-Team weiterzuentwickeln und zu gestalten", sagte er der Automobilwoche. "Eine fantastische Aufgabe, auf die ich mich sehr freue."

Der Fokus soll dabei klar auf Elektro liegen. Mit dem Enyaq iV war Skoda bereits 2019 kurz nach der Schwestermarke VW ins E-Zeitalter gestartet . "Skoda hat seinen Weg in die neue Ära der Mobilität bereits begonnen", sagte Zellmer. "Jetzt gilt es, die Marke durch dieses Jahrzehnt des Wandels zu steuern."

Zudem will Zellmer, der vor seiner Zeit als Chef des VW-Vertriebs im Markenvorstand bereits den Vertrieb von Porsche erst in Deutschland und dann in den USA geleitet hatte, vor allem seine Vertriebserfahrung einbringen. "Eine von Skodas großen Stärken ist Kundenorientierung", lobte der neue CEO. "Das entspricht meinem Erfolgsrezept: 'Let’s walk in our customers shoes!' Wir werden systematisch auf dieser Stärke aufbauen in der digitalen und elektromobilen Welt."

Sein Vorgänger Thomas Schäfer habe hier bereits gute Grundlagen gelegt, lobte Zellmer. "Jetzt sind wir dabei, den nächsten Sprung zu machen."

Zunächst gilt es aber, das zuletzt unter Chip- und Kabelbaumengpässen leidende Geschäft wieder in Schwung zu bringen. "Unser Fokus in den kommenden Tagen und Wochen wird darauf liegen, das operative Geschäft mit neuer Stärke wieder hochzufahren", kündigte Zellmer an. "Schritt für Schritt wollen wir Halbleiterknappheit und Lieferengpässe hinter uns lassen und alles daran setzen, dass unsere Kunden schnellstmöglich ihren neuen Skoda bekommen."

Zellmer konnte sich in den vergangenen Monaten bereits ungewöhnlich intensiv auf den neuen Job an der Skoda-Spitze vorbereiten. Sein Vorgänger Thomas Schäfer saß bereits seit April als COO im VW-Markenvorstand, leitete die Marke Skoda aber bis Donnertag in Personalunion weiter. Die Büros von Schäfer und Zellmer im zwölften Stock des Wolfsburger Markenhochaus waren nur wenige Meter voneinander entfernt. An diesem Freitag wechselt Schäfer nun als Nachfolger von Ralf Brandstätter an die Spitze des VW-Markenvorstands und übergab die Leitung von Skoda an Zellmer.

Zusätzlich war Zellmer bereits regelmäßig in Tschechien. Schließlich ist das Skoda-Stammwerk in Mlada Boldeslav nur 500 Kilometer von Wolfsburg entfernt. "In den letzten Wochen habe ich viele Gespräche mit Skodianern geführt, um mir einen Eindruck vom Unternehmen und den Menschen dahinter zu verschaffen", erklärte Zellmer. "Ich sehe ein hochmotiviertes Team mit viel Leidenschaft, das in den vergangenen zwei Jahren eine ganze Reihe von Herausforderungen gemeistert hat."

Zellmer war erst im September 2020 von der Tochter Porsche zur Marke VW gewechselt und als Vertriebschef in den Markenvorstand eingezogen. 23 Jahre hatte er zuvor bei Porsche im Vertrieb gewirkt: Ab 1997 zunächst als Assistent des damaligen Vertriebsvorstands, ab 2000 baute er dann im neuen Porsche-Werk in Leipzig das Kundenzentrum auf, dass er anschließend leitete. 2010 wurde Zellmer Chef des deutschen Porsche-Vertriebs, wechselte dann 2015 an die Spitze von Porsche Nordamerika, bis ihn fünf Jahre Später der Ruf nach Wolfsburg erreichte.

Sein Wechsel nach Tschechien ist nun Teil eines großes Personalkarussells im VW-Konzern, das durch den jüngsten Machtkampf zwischen Konzernchef Herbert Diess und Betriebsrat ausgelöste wurde: Weil der bisherige VW-Markenchef Ralf Brandstätter als Konzernvorstand für China nach Peking wechselt, übernimmt der bisherige Skoda-Chef Thomas Schäfer dessen Aufgaben in Wolfsburg. Zellmer übernimmt daher Schäfers bisherigen Posten in Tschechien und übergab die Leitung des Vertriebs der Kernmarke an Imelda Labbé, bisher Chefin der Ersatzteilsparte OTLG. Ihr Nachfolger dort: Marcus Edelmann.

Am Skoda-Sitz in Mlada Boleslav ist Zellmer bereits der zweite Ex-Porsche-Mann, der in das Büro des Vorstandschefs einzieht. Schon Zellmers Vor-Vorgänger Bernhard Maier, der von 2015 bis 2020 an der Skoda-Spitze gestanden hatte, kam von Porsche, wo er zuletzt Vertriebsvorstand war. 

Kurios dabei: Zellmer tritt nun bereits zum zweiten Mal in Maiers Fußstapfen. Schon 2010 hatte Zellmer von Maier die Leitung des Porsche-Deutschlandvertriebs übernommen, weil Maier damals in den Porsche-Vorstand wechselte. Und auch Maiers Wechsel zu Skoda 2015 hatte dann Auswirkungen für Zellmer: Weil der bisherige Porsche-Nordamerika-Chef Detlev von Platen für Maier in den Vorstand einzog, wurde Zellmer als dessen Nachfolger nach Atlanta geschickt.

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Skoda 2021 bis 2025