Wer heute wissen will, was morgen im Automobilvertrieb los ist, muss nach Österreich schauen. Die Alpenrepublik ist das Testfeld der Hersteller: Nachdem Mercedes-Benz im vergangenen Jahr seinen Vertrieb auf ein echtes Agentursystem umgestellt hatte, folgt nun Stellantis mit eigenen Plänen. Und die haben es in sich. Händler reagieren alarmiert. "Wir werden regelrecht hingerichtet", sagt ein Stellantis-Partner, der nicht genannt werden will. Vergütung und Kosten passen aus seiner Sicht einfach nicht. "Uns bleibt nur noch die Wahl, wie wir sterben wollen."
Beim italienisch-französischen Konzern muss es – wie immer – schnell gehen. Die Umstellung hat Stellantis bereits für nächstes Jahr geplant. Statt wie bislang auf einen selektiven Vertrieb zu setzen, bei dem die Partner die Autos als selbstständige Unternehmer verkaufen, sollen sie künftig die Fahrzeuge nur noch vermitteln.
Entscheidend für den Konzern ist die Umstellung der Volumenmarken Peugeot, Citroën, Opel und Fiat. Das muss klappen. Denn ihr Anteil im Konzern ist riesig. Stellantis lieferte im vergangenen Jahr 2,1 Millionen Pkw in Europa aus, 90 Prozent davon von seinen Volumenmarken. Bei ihnen testet Stellantis das Agenturmodell ab 2023 für drei Jahre in Österreich, Belgien und den Niederlanden. Alle Märkte sind zu klein, um viel kaputt zu machen. Und groß genug, um Auswirkungen zu spüren.
Doch was in den drei Ländern verhandelt wird, bestimmt die Zukunft jedes fünften Autohauses in Europa. Laut den Marktforschern von ICDP vertreiben europaweit rund 12.000 Autohäuser die Stellantis-Marken. Noch. Denn Stellantis will die Zahl der Vertriebspartner drastisch senken. Das zeigt das Beispiel Niederlande: Von 80 Händlern sollen am Ende 24 Mehrmarkenhändler übrig bleiben.
Wie die Verträge am Ende aussehen, ist im Detail noch nicht ganz klar. Auf Anfrage der Automobilwoche wollte sich Stellantis nicht äußern. Doch wichtige Eckpunkte stehen fest. Das berichten Händler aus Österreich und den Niederlanden. Kostenübernahmen und Provision sind zwei entscheidende Faktoren. Und die sorgen bei Händler mächtig für Ärger. Denn die Pläne sehen vor, dass die Peugeot-Partner im besten Fall auf eine Vergütung von 4,5 Prozent kommen. Damit setzt die Löwenmarke die Untergrenze. Nicht nur im Stellantis-Konzern, sondern in der Branche.