80 Prozent Elektro-Anteil bis 2035

Im Jahr 2035 wird der Marktanteil batterieelektrischer Pkw (BEV) an den europäischen Neuzulassungen bei mindestens 80 Prozent liegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Hochrechnung des Marktdatenspezialisten Dataforce.

Dieser hat die geplanten Verbrenner-Abschiedstermine aller Hersteller zusammengetragen und unter Berücksichtigung der jeweiligen Marktanteile hochgerechnet. Dabei wurden allerdings nur Hersteller mit eingerechnet, die sich auf einen vollständigen Umstieg auf die Elektromobilität festgelegt haben. Hersteller, die BEV und Verbrenner verkaufen wollen blieben außen vor. Das bedeute, dass die "tatsächliche Entwicklung sogar noch höher ausfallen" werde, heißt es von Dataforce.

Neben dem Jahr 2035, ab dem laut den aktuellen Plänen der EU ausschließlich CO2-neutrale Neuwagen zugelassen werden, zeigen sich in der Hochrechnung von Dataforce noch zwei weitere Kipppunkte zugunsten von BEV, an denen besonders viele OEM aussteigen. Einmal das Jahr 2027, an dem etwa Fiat und Alfa Romeo aussteigen sowie 2030, wenn unter anderem Mercedes, Renault, Peugeot, Citroen oder Volvo sich von Verbrennern abwenden. Für 2027 errechnet Dataforce einen Anteil von mindestens 21 Prozent. Danach nimmt die Entwicklung an Fahrt auf und der BEV-Anteil steigt laut Prognose bis 2030 auf 56 Prozent.

Dass die Kunden diesen Weg mitgehen, hält Dataforce für sehr wahrscheinlich. Laut einer aktuellen Umfrage des Unternehmens halten es 84 Prozent der Privatkunden in Deutschland, Frankreich, Italien Spanien und Großbritannien für möglich, auf ein E-Auto zu wechseln. E-Fuels und CO2-neutraler Wasserstoff hingegen werden nach Ansicht von Dataforce bei Pkw kaum eine Rolle spielen, da verfügbare Mengen eher für industrielle Zwecke und große Maschinen wie beispielsweise Flugzeuge benötigt würden.

Die Analysten weisen in ihrer Projektion jedoch auch darauf hin, dass es einige Faktoren gibt, die den Vormarsch der Elektromobilität bremsen können. Dazu zählten zuallererst geopolitische Entwicklungen, die zu einer Verknappung von elementaren Rohstoffen für die Batteriefertigung führen können, etwa Lithium, Kobalt oder Nickel. Weiter hänge die Elektromobilität maßgeblich von einer ausreichenden Ladeinfrastruktur ab.

Deren Ausbau hält jedoch nach Ansicht vieler nicht mit den Anforderungen Schritt. Vor allem in der Autobranche gibt es große Skepsis. Erst kürzlich rechnete etwa der Landesverband Thüringen des Kfz-Gewerbes vor, dass in dem Bundesland innerhalb eines Jahres der Bestand an E-Autos um 53,4 Prozent, die Zahl der Ladepunkte jedoch nur um 33,3 Prozent gewachsen sei. "Die Lücke wächst weiter," kommentierte Helmut Peter, Präsident des Kfz-Landesverbandes Thüringen. Auch den Herstellern geht es zu langsam: Laut einer Auswertung des Verbands der Automobilindustrie (VDA) auf Basis von Daten der Bundesnetzagentur hatte noch im Mai mehr als die Hälfte aller 10.796 deutschen Gemeinden keinen einzigen öffentlichen Ladepunkt. Der VDA fordert, dass sie aktuelle Ausbaugeschwindigkeit versechsfacht werden müsste, wenn das Ziel von einer Million Ladepunkte bis 2030 erreicht werden soll.

Dabei steht Deutschland im europäischen Vergleich noch relativ gut da. Laut einer Auswertung des europäischen Herstellerverbands ACEA hat Deutschland mit rund 60.000 die zweitmeisten Ladepunkte in Europa – hinter den Niederlanden mit mehr als 90.000. Die beiden Spitzenreiter machen weniger als zehn Prozent der Fläche der EU aus, haben aber rund die Hälfte aller öffentlichen Ladepunkte. Die andere Hälfte verteilt sich auf die übrigen 25 EU-Staaten, die mehr als 90 Prozent der Unionsfläche ausmachen.