Chinesen watschen Carlos Tavares ab

Üblicherweise regeln Joint-Venture-Partner ihre Meinungsverschiedenheiten intern und halten nach außen das Bild perfekter Harmonie aufrecht. Nicht so im Falle von Stellantis und seinem chinesischen Partner Guangzhou Automobile Group (GAC).

Die vollständig in staatlicher Hand befindliche GAC-Gruppe warf Stellantis-CEO Carlos Tavares am Freitag in einer Erklärung vor, dessen Anmerkungen zum Stand des Joint Venture seien "unglaublich." Stellantis habe sich in China bei mehreren Joint Ventures "respektlos" gegenüber den chinesischen Kunden verhalten und erhalte dafür nun die Quittung, so das staatliche Unternehmen.

"Mehrere Joint Ventures von Stellantis haben keine Erfolge verzeichnet, was das Ergebnis von fehlendem Respekt gegenüber den Kunden im chinesischen Automobilmarkt ist," heißt es wörtlich in der Erklärung des Partners.  

"Das Joint Venture (mit Jeep) war nicht in der Lage, einen Mechanismus des gegenseitigen Vertrauens zu entwickeln, der dem sehr wettbewerbsintensiven Umfeld in China angemessen gewesen wäre", schreibt die Führung von GAC weiter in ihrer ungewöhnlichen Erklärung.

Beobachter sehen in der harschen Replik der chinesischen Seite eine Antwort auf ein Bloomberg-Interview von Tavares in der vergangenen Woche, in dem er auf wachsende Risiken im China-Geschäft hingewiesen hatte, weil sich die chinesische Politik immer stärker in das operative Geschäft der Joint Ventures einmische.

Hintergrund des Streits der beiden Partner ist die Entscheidung von Tavares, das Produktionswerk der Marke Jeep in China zu schließen und die Fahrzeuge für den chinesischen Markt statt dessen nach China zu exportieren. Das Werk in Changsha produziert seit 2015 den Cherokee für den chinesischen Markt, weitere Modelle kamen seither hinzu.

Tavares sprach von "verlorenem Vertrauen" in die lokalen Partner und sagte, sein Eindruck sei, dass die chinesische Politik inzwischen die Förderung lokaler Unternehmen bevorzuge gegenüber dem Erfolg der Joint Ventures mit westlichen Partnern.

Stellantis hält 75 Prozent an dem Joint Venture, das die Modelle Jeep Cherokee, Renegade, Compass und Grand Commander produziert. 2017 hatte Jeep in China noch 202.755 Einheiten verkauft, die Zahl war zuletzt aber im vergangenen Jahr auf 20.357 Einheiten eingebrochen, im Jahr davor bereits auf 40.659.

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