Viele Händler sind Agentur-Fans

Viele Händler in Deutschland glauben an den Agenturvertrieb. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Statista unter 757 Autohändlern im Auftrag der Online-Gebrauchtwagenplattform Mobile.de. In dieser wollten die Marktforscher zunächst wissen, ob Veränderungen nötig seien, um 2030 in der Automobilbranche bestehen zu können. Das bejahten 82 Prozent.

Auf die Frage danach, an welche Zukunftsmodelle die Händler in diesem Zusammenhang glauben, lag das Agenturmodell mit 43 Prozent als meistgenannte Option deutlich vorn. Das ist insofern überraschend, als dass die Agenturpläne der diversen Hersteller bei vielen Marken für große Unruhe sorgen. Erst vor wenigen Wochen etwa machten die Partner des VW-Konzerns gegen die Agenturpläne der diversen Konzernmarken mobil, da sie in diesen ein "Margensparprogramm" sehen und um ihre wirtschaftliche Basis fürchten. Die Agenturpläne von Stellantis in Österreich wiederum kommentierte ein Händler in der Automobilwoche jüngst mit den Worten "Wir werden regelrecht hingerichtet."

Weit weniger kontrovers sind die anderen in der Umfrage genannten Zukunftsmodelle. Dazu zählten auf den Rängen drei und vier Mobilitätshubs (36 Prozent) sowie Sharing-Services (30 Prozent). Auf Platz zwei lagen Kooperationen mit anderen Händlern (37 Prozent). Diese sind schon jetzt in vollem Gange, was jüngst am geplanten Zusammenschluss von vier Handelsgruppen im Rhein-Main-Gebiet zur fünftgrößten Autohausgruppe Deutschland deutlich wurde. In der Umfrage zeigte sich zudem, dass Händler, die bereits in einem Verbund oder einer Kette stecken, ihre Zukunftsaussichten erheblich besser beurteilen als Kollegen, die noch keine Kooperation vereinbart haben. Von den Händlern mit Zusammenarbeit bewerteten 73 Prozent ihre gegenwärtige Geschäftslage als gut oder sehr gut. 54 Prozent beurteilten zudem ihre Geschäftserwartungen der nächsten sechs Monate als besser oder deutlich besser. Bei den übrigen Händlern lagen diese Werte nur bei 54 beziehungsweise 35 Prozent.

Die Mehrheit der Händler in der Umfrage zeigte sich überzeugt, dass der Handel auch 2030 seinen Platz finden wird – nur sieben Prozent der Befragten gaben an, dass der Fahrzeughandel bis 2030 aussterben wird.

Die meisten sind sich dabei aber einig, dass der Online-Vertrieb dann eine maßgebliche Rolle spielen wird und sämtliche Kundenkontaktpunkte auf der Customer Journey auch digital möglich sein müssen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gab noch eine überwältigende Mehrheit von 61 Prozent der Befragten an, maximal 24 Prozent ihrer Autos online zu verkaufen – davon entfielen 13 Prozent auf Händler die gar keine Online-Verkäufe haben. Nur neun Prozent gaben an, mehr als 50 Prozent online zu verkaufen.

Bis 2030 erwarten viele, dass sich diese Verhältnisse drehen. Laut Umfrage erwarten bis dahin 57 Prozent, dass mindestens die Hälfte der Pkw online verkauft wird. Nur noch etwas mehr als ein Fünftel der Befragten glaubt, dass der Anteil bei unter 25 Prozent liegt. Passend dazu gaben 60 Prozent der Befragten Händler an, mittelfristig ihr Sortiments- und Dienstleistungsportfolio zu erweitern oder dies bereits in die Tat umzusetzen.

Physische Standorte bleiben dabei in den Augen einer großen Mehrheit gleichwohl wichtig: 76 Prozent glauben, dass ein strategisch günstig gelegener Standort ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Zukunft ist.