Caravan-Geschäft: Optimismus trotz Absatzschwund

Michael Knauer

Die diesjährige Schwäche im Caravan-Geschäft hat sich bis Ende Juli nochmals verstärkt. Dennoch ist der Präsident des Herstellerverbandes CIVD, Hermann Pfaff, zuversichtlich, dass die Branche nach der vor allem durch Lieferprobleme verursachten Delle wieder an das Wachstumstempo der vergangenen drei Jahre anknüpfen wird.

Montag, 29. August 2022, 10.58 Uhr

Foto: Michael Knauer

Knaus Tabbert-Vorstandschef Wolfgang Speck bei der Präsentation der Neuheiten auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf: "Wir können mehr, wir wollen mehr."

Bei dem seit Freitag laufenden Caravan Salon in Düsseldorf beherrscht ein Thema alle Hersteller-Stände: der Mangel an Basisfahrzeugen und der Teilemangel haben der Branche in diesem Jahr nach mehreren Boomjahren einen deutlichen Dämpfer verpasst. Dier Rückgang der Neuzulassungen von Wohnmobilen und von Wohnwagen beschleunigte sich sogar noch während der Haupturlaubszeit, wie der Präsident des Caravan Industrie Verbandes (CIVD), Herrmann Pfaff, vor der Presse erläuterte.

Wie der CIVD jetzt mitteilte, schrumpfte die Zahl der Neuzulassungen bei Wohnmobilen bis Ende Juli um 16,9 Prozent auf 47.690 Einheiten. Bei den Wohnwagen gingen die Neuzulassungen um 3,1 Prozent auf 17.014 Einheiten zurück. Insgesamt schrumpfte die Branche damit in den ersten sieben Monaten um 13,6 Prozent auf 64.704 Einheiten. Im ersten Quartal hatte der Rückgang bei den Wohnmobilen nur 8,3 Prozent betragen, das Gesamt-Minus hatte bei 4,8 Prozent gelegen.

Auch der gesamte europäische Markt lag per Ende Juli im Minus.

CIVD: Kehrtwende zum Besseren zeichnet sich ab

Dennoch ist Pfaff, der im Hauptberuf Managing Director von Europas größter Caravan Gruppe Hymer ist, für das nächste Jahr optimistisch. "Langfristig erwarten wir ein weiteres Wachstum der Branche", sagte er. Der Mangel an Basisfahrzeugen sei ein vorübergehendes Phänomen, auch bei den Lieferproblemen im Teilebereich zeichne sich eine Kehrtwende zum Besseren ab.

"Ein nicht zu unterschätzendes Problem für die Branche ist dagegen der Frachkräftemangel", räumte Pfaff ein.

Positiv sieht der Verbandspräsident aber das Servicegeschäft und das Geschäft mit gebrauchten Caravans und Reisemobilen. Per 12. August stieg der Umsatz mit gebrauchten Freizeitfahrzeugen in Deutschland nach seinen Angaben um elf Prozent. Das Zubehörgeschäft legte um acht Prozent zu.

Knaus Tabbert: VW, Ford und Co. statt Fiat

Auf den Mangel an Basisfahrzeugen reagieren viele Wohnmobil-Hersteller mit der Diversifizierung ihrer Lieferanten. In den vergangenen 20 Jahren hatte Fiat mit dem Ducato hier eine dominierende Position. Mehr als 70 Prozent aller zugelassenen Reisemobile in Deutschland basieren auf diesem Modell.

Der zweitgrößte Reisemobilhersteller in Deutschland, Knaus Tabbert, sicherte sich im Frühjahr mit Hilfe eines langfristigen Vertrages mit VW Nutzfahrzeuge eine "ausreichende" Menge an Basisfahrzeugen des Typs Crafter und Transporter 6.1. "Wir werden pünktlich beliefert", sagte CEO Wolfgang Speck am Rande seiner Neuheiten-Präsentation der Automobilwoche. "Früher hatten wir einen Lieferanten - das war Fiat. Jetzt haben wir mit Fiat, VW, Ford, Daimler und MAN fünf."

Im ersten Halbjahr seien noch 75 Prozent aller Knaus Tabbert-Reisemobile auf Ducato-Basis gebaut worden. "In naher Zukunft werden aber die übrigen Hersteller rund 50 Prozent unserer Basisfahrzeuge ausmachen. "Insgesamt wird sich die Liefersituation für Chassis im zweiten Halbjahr spürbar verbessern", ist Speck überzeugt.

Speck ist deshalb zuversichtlich, weiter deutlich wachsen zu können. "Unser Ziel für 2022 lautet: Wir wollen mehr als eine Milliarde Euro Umsatz erzielen." 2021 war die Gruppe auf 863 Millionen Euro Umsatz gekommen. Hymer habe zum ersten Halbjahr 2022 einen Auftragsbestand von rund 18.000 Fahrzeugen - so viel wie nie zuvor.

Aus dem Datencenter:

Caravaning-Handel in Deutschland