Die im Frühjahr erhoffte Enspannung an der Lieferfront ist noch nicht in Sicht. Jetzt kündigte Stellantis an, Europas größes Werk für leichte Nutzfahrzeuge in Italien mehrere Tage wegen Teilemangels zu stoppen.
Zum wiederholten Mal muss das große Van-Werk von Stellantis im italienischen Sevel die Produktion vorübergehend einstellen, weil Teile fehlen. In der Vergangenheit waren dies vor allem Chips, diesmal fehlen Motoren.
Das größte Werk zur Produktion leichter Nutzfahrzeuge in Europa im italienischen Sevel muss wegen Teilemangels mehrere Tage lang die Produktion einstellen.
Ein Sprecher von Stellantis sagte in Mailand, vom heutigen Mittwoch an bis einschließlich Samstag könne nicht produziert werden, weil Motoren fehlten. In den vergangenen Monaten hatte das Werk schon wiederholt die Produktion eingestellt, meist wegen fehlender Chips.
In dem Werk mit 5300 Mitarbeitern werden Lieferwagen für die Marken Fiat (Ducato), Peugeot (Boxer) und Citroën (Jumper) gebaut. Die übliche Tagesrate liegt bei 1200 Fahrzeugen, die Jahresproduktion liegt bei maximal 300.000 Einheiten.
Der Leiter der Gewerkschaft UILM in Sevel, Nicola Manzi, sagte, dass in Sevel seit Jahresbeginn an mehr als 30 Arbeitstagen die Arbeit wegen Teilemangels ruhte. "Die Orderbücher sind voll, aber wir können die Nachfrage nicht befriedigen."
Für den Handel, für tausende Kunden und auch beim aktuell laufenden Caravan-Salon in Düsseldorf ist das kein gutes Signal. Die Wohnmobil-Hersteller etwa haben so viele unfertig gebaute Fahrzeuge auf ihren Höfen stehen wie noch nie zuvor. Vor allem der im Campingsegment dominierende Fiat Ducato fehlt und sorgt für lange Lieferfristen.
Die Stellantis-Tochter Opel hatte erst vor wenigen Tagen angekündigt, die Produktion im spanischen Saragossa wegen fehlender Halbleiter bis auf weiteres einzustellen. Betroffen sind dort der Opel Crossland und der Citroën C3 Aircross.
Auch wenn diesmal nicht der Mangel an Halbleitern das Werk ausbremsen, so bremst der anhaltende Chipmangel dennoch weiter die Autobranche stark ein. Dieser Mangel besteht schon seit zweieinhalb Jahren und damit genau so lange wie die Corona-Pandemie.
Infineon-Vorstandschef Jochen Hanebeck hatte jüngst erklärt, die Chipkrise werde noch lange andauern. "Engpässe bei Halbleitern, die wir von Auftragsfertigern beziehen, etwa im Bereich der Mikrokontroller und der Konnektivität, werden wir noch bis ins kommende Jahr sehen", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".
Zudem sei es "sehr wahrscheinlich, dass bald die nächste Verknappung bei Leistungshalbleitern um die Ecke kommt". Grund dafür seien die starke Nachfrage in der Elektromobilität und bei erneuerbaren Energien. "Wir stehen zwar auf dem Gaspedal und bauen die Kapazität aus. Aber ob wir die hohe Nachfrage bedienen werden können, ist unsicher."
Aus dem Datencenter:
