Neuzulassungen kommen aus der Talsohle heraus

Im August 2022 wurden in Deutschland 199.183 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht – bei einem Arbeitstag mehr - einem Plus von 3,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und ist das zweitniedrigste niedrigste August-Ergebnis aller Zeiten. Verglichen mit den fünf Jahren vor der Pandemie betrug das Minus im abgelaufenen Monat 21 Prozent. Dies ist die geringste Abweichung in einem Monat zu den vorpandemischen Neuzulassungen seit Februar dieses Jahres.

Kumuliert liegen die Neuzulassungen 9,8 Prozent unter Vorjahr. Es sind die niedrigsten Neuzulassungen nach acht Monaten seit der Wiedervereinigung. Verglichen mit dem entsprechenden Zeitraum vor der Pandemie beträgt das Minus 29 Prozent.

Trotz des weiterhin historisch niedrigen Niveaus, zeigt die Analyse, dass es, nach Erreichen der Talsohle im vergangenen Monat, im August zu einem ersten Umschwung in eine leichte Erholungsphase gekommen ist. Die Problematik der fehlenden Vorprodukte hat sich etwas reduziert, ist aber noch nicht vollständig überwunden.

Obwohl erste Erholungstendenzen erkennbar sind, ist die aktuelle Situation weiterhin durch fehlende Vorprodukte geprägt. Nach wie vor kommt es punktuell zu Produktionsausfällen, die einen verstärkten Abbau der erhöhten Auftragsbestände verhindern. Aber bei Halbleitern und anderen Komponenten ist davon auszugehen, dass sich die Lage leicht entspannen wird. Dadurch wird für die kommenden Monate mit einer weiteren Erholung bei den Neuzulassungen gerechnet. Ein vollständiger Abbau der überhöhten Auftragsbestände noch in diesem Jahr ist aber nicht wahrscheinlich.

Für die verbleibenden vier Monate geht die Automobilwoche von einem Plus von insgesamt knapp sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum aus. Dieses Plus resultiert aus einem Sockeleffekt durch die äußerst schwachen Monate September bis November vergangenen Jahres und der erwarteten Erholung aufgrund besserer Verfügbarkeit. Dabei sind in den kommenden drei Monaten teilweise zweistellige Wachstumsraten gegenüber dem Vorjahr möglich. Das würde für das Gesamtjahr Neuzulassungen in Höhe von 2,5 Millionen Pkw bedeuten. Damit würde das Vorjahresergebnis um knapp fünf Prozent verfehlt.

Die Folgen des starken Anstiegs der Lebenshaltungskosten spiegeln sich in der aktuellen Neuzulassungsentwicklung noch nicht wider und werden bis Jahresende kaum Einfluss haben. Allerdings muss – wenn der hohe Auftragsbestand abgebaut sein wird – mit deutlich geringeren Neuzulassungen aufgrund der rückläufigen Nachfrage als in den Jahren vor dieser Krise gerechnet werden.

Einen Hinweis auf sinkende Nachfrage liefern die Auftragseingänge: Laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) sind die inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken im August um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken. Nach acht Monaten liegen sie fünf Prozent unter denen des Vorjahreszeitraums.
Die privaten und die gewerblichen Neuzulassungen hatten im August mit plus 3,4 Prozent beziehungsweise plus 2,8 Prozent eine ähnliche Entwicklung. Der Anteil von 37,1 Prozent für die privaten Zulassungen liegt minimal über Vorjahr und 2,3 Prozentpunkt über dem mittleren Anteil der Jahre 2015 bis 2019. Im bisherigen Jahresverlauf liegen sie 2,8 Prozent im Minus. Für die gewerblichen Neuzulassungen beträgt das Minus nach acht Monaten 13,2 Prozent.

Alternative Antriebe mit höchstem Marktanteil in diesem Jahr
Nach dem starken Jahresende 2021 mit einem Anteil von über 50 Prozent zeigten die alternativen Antriebe in Summe im bisherigen Jahresverlauf kaum Dynamik. Im August erreichten sie zwar wieder nicht die alten Rekordwerte, erzielten aber mit 46,7 Prozent den höchsten Marktanteil in diesem Jahr.

Die reinen Diesel-Pkw kamen auf gut 36.300 Neuzulassungen und erzielten gegenüber dem Vorjahresmonat ein Plus von 6,3 Prozent ein. Der Marktanteil betrug 18,2 Prozent; im Vorjahr lag er bei 17,7 Prozent. Zum zweiten Mal in Folge erhöhten sich die Dieselanteile im Vergleich zum Vorjahresmonat. Davor war dies letztmalig im September 2019 der Fall. Die Benziner verbuchten ein Plus von 1,2 Prozent und kamen auf eine Marktdurchdringung von 34,9 Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet dies einen Rückgang von 0,6 Prozentpunkten.

Nachdem die reinen E-Mobile im zweiten Halbjahr vergangenen Jahres Monat für Monat neue Rekorde verbucht hatten, kam es am Jahresanfang zu einem deutlichen Einbruch auf 11,3 Prozent. Im abgelaufenen Monat betrug das Plus 10,9 Prozent. Der Marktanteil lag mit 16,1 Prozent zwar deutlich über den Werten in diesem Jahr, aber ganz klar unter den alten Höchstständen von bis zu 21 Prozent. Im Vorjahresvergleich gibt es aber immer noch ein Plus von 1,1 Prozentpunkten.
Die Hybride ohne Stecker verloren 3,1 Prozent und erzielten wie im Vormonat einen Marktanteil von 17,6 Prozent. Damit lagen sie wieder klar hinter den reinen Diesel-Pkw und verfehlten den Rekordmarktanteil von über 20 Prozent aus März deutlich.

Die Plug-in Hybride verbesserten sich leicht um 0,9 Prozent und erzielten einen Marktanteil von 12,4 Prozent. Wie bei den reinen E-Mobilen ist dies der höchste Marktanteil in diesem Jahr, aber deutlich unter den Rekordwerten von Ende vergangenen Jahres.

Bei einem Gesamtmarktanstieg von drei Prozent gab es deutliche Unterschiede bei den Top 15 Marken von plus 76 Prozent bis minus 48 Prozent. Das deutlichste Plus mit 76,1 Prozent verzeichnete – wie schon in den drei Vormonaten - Dacia. Die 5.627 Neuzulassungen brachten die Marke auf Platz zwölf des Herstellerrankings. Vor einem Jahr lagen sie lediglich auf Rang 17. Tesla, auf Platz 13, konnte mit plus 38,9 Prozent ebenfalls deutlich zulegen. Mercedes eroberte mit einem Zuwachs von 31,2 Prozent Rang zwei.

Die deutlichsten Verluste fuhren Renault (minus 48 Prozent), Fiat (minus 27,4 Prozent) und Toyota mit minus 17,5 Prozent ein.
Mit einem leicht überdurchschnittlichen Plus von fünf Prozent bleibt VW eindeutiger Marktführer. Der Marktanteil betrug im August 19,1 Prozent. Mit einem Anteil von 9,2 Prozent belegte Mercedes Platz zwei vor Audi (8,8 Prozent). Die Nummer vier, BMW, kam auf einen Marktanteil von 8,0 Prozent. Skoda komplettierte mit einem Marktanteil von 5,8 Prozent die Top Fünf.

Nach acht Monaten und einem Gesamtmarktrückgang von 9,8 Prozent sind drei der Top 15 Marken im Plus. Die stärksten Gewinne verzeichnet Dacia mit plus 45 Prozent vor Kia (plus 13,5 Prozent) und Toyota mit plus 4,6 Prozent. Die größten Verluste im bisherigen Jahresverlauf mussten Renault (minus 31,8 Prozent), Peugeot (minus 22,8 Prozent) und Fiat mit minus 18,6 Prozent hinnehmen.

Die schwache Entwicklung bei den Neuzulassungen hat auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt Spuren hinterlassen. Im August lagen die Besitzumschreibungen 18 Prozent unter Vorjahr. Nach acht Monaten liegen sie 16,6 Prozent im Minus. Verglichen mit dem mittleren Wert des entsprechenden Zeitraums von 2015 bis 2019 beträgt das Minus mehr als 23 Prozent. Erst wenn wieder vermehrt gebrauchte Pkw durch Neuwagen ersetzt werden können, ergibt sich Potenzial für eine Belebung des Gebrauchtwagenmarktes.

Aus dem Datencenter:

Pkw-Neuzulassungen in Deutschland im August 2022

Neuzulassungen in einem August in Deutschland von 2000 bis 2022

Entwicklung der inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken bis August 2022

Marktanteile der Top-15-Marken im August 2022 in Deutschland

Top 15 Markenentwicklung August 2022 Deutschland

Marktanteile von deutschen Premium- und Volumenmarken und Importeuren – August 2022 und Entwicklung

Monatliche Marktanteile und Neuzulassungen nach alternativen Antriebsarten in Deutschland Januar 2019 bis August 2022

Marktanteile nach Antriebsarten im August 2022

Marktanteilsveränderung nach Antriebsarten in Deutschland im August 2022

CO2-Ausstoß der neuzugelassenen Pkw in Deutschland bis August 2022

Entwicklung der inländischen Auftragseingänge für deutsche Marken bis August 2022