Der Stichtag steht erneut vor dem Aus

Der nach mehreren Verschiebungen sicher geglaubte Stichtag 1. Januar 2023 für den Start der Partikelmessung bei der Abgasuntersuchung (AU) von Dieselfahrzeugen ist erneut hinfällig. In einem Schreiben an die Prüforganisationen und den ZDK, das der Automobilwoche vorliegt, teilt das Bundesverkehrsministerium (BMDV) mit, dass der Bund Länder Fachausschuss Technisches Kraftfahrwesen (BLFA-TK) bereits Ende September die vom Bundesverkehrsministerium (BMDV) verkündete Übergangsregelung abgelehnt hat. Neuer Termin wird voraussichtlich der 1. Juli 2023.

Mit der Übergangsregelung wollte das Ministerium auf die Lieferschwierigkeiten der Werkstattausrüster reagieren, die sich wegen Materialengpässen nicht in der Lage sehen, rechtzeitig flächendeckend neue Abgasmessgeräte bereitzustellen. Die Regelung sah vor, dass der Termin zur Einführung bleibt. Wer bis dahin ein neues Gerät hat, sollte nach dem neuen Verfahren prüfen. Wer noch keines hat, sollte eine Weile weiter nach dem alten Verfahren prüfen dürfen.

Bedingung dafür war, dass der Betrieb bis Anfang November eine verbindliche Bestellung eines Neu-Geräts vorweisen kann. Diese Regelung ist durch das Votum des BLFA-TK nun hinfällig. Laut Schreiben wird das BMDV eine entsprechende Änderungsrichtlinie am 31. Oktober im Rahmen einer Verkehrsblattverlautbarung bekanntgeben.

Darin soll festgeschrieben werden, dass es mit der bisherigen Trübungsmessung weitergeht, bis genügend Partikelmessgeräte im Markt sind. Erst wenn das gegeben ist, soll ein neuer Einführungstermin bestimmt und die Partikelmessung als alleiniges Verfahren eingeführt werden. Als spätester Termin dafür wird der 1. Juli 2023 angepeilt.

Im Kfz-Gewerbe stößt die neuerliche Verschiebung auf viel Zustimmung und Erleichterung. "Wenn an dem Termin 01.01.2023 als verbindlicher Einführungstermin festgehalten worden wäre, hätte dies einen sehr großen Teil der anerkannten Kfz-Werkstätten von der Durchführung der Abgasuntersuchung an Euro 6/Euro VI-Dieselfahrzeugen unverschuldet ausgeschlossen", sagt ZDK-Vize und Bundesinnungsmeister Detlef Peter Grün.

Den Stand der Marktabdeckung mit PN-Messgeräten soll nun eine Arbeitsgruppe unter Leitung des BMDV kontinuierlich überwachen. "Sobald die Arbeitsgruppe eine ausreichende Verfügbarkeit von kalibrierten PN-Messgeräten feststellt, legt das BMDV kurzfristig über eine weitere Verkehrsblattverlautbarung die PN-Messung als verpflichtend für alle Prüfstellen/Prüfstützpunkte fest", erklärt Harald Hahn, Leiter des Fachbereichs Abgasmessgräte beim Verband der Werkstattausrüster (ASA) das Prozedere.

Bei der Bestellung der Geräte auf Zeit zu spielen sei daher für Betriebe nicht ratsam, warnt Hahn. Das BMDV selbst weist in seinem Schreiben explizit darauf hin, dass der Zeitraum zwischen der Ankündigung und dem Inkrafttreten des neuen Termins geringer ausfallen könnte als die Lieferfrist für neue Messgeräte.

Hahn schätzt den Bedarf an neuen Abgasmessgeräten bei Prüforganisationen und Werkstätten mit AU-Berechtigung auf rund 50.000 Stück. "Bis Ende Juni 2023 könnten zwischen 23.000 bis 33.000 Geräte im Feld verfügbar sein", sagte er der Automobilwoche Mitte September. Bis Jahresende könnten 11.000 bis 15.000 Geräte ausgeliefert werden können, so Hahn damals.

Die Ablehnung der Übergangsregelung dürfte auch vor dem Hintergrund passiert sein, dass diese eine Reihe von Problemen aufgeworfen hatte. Es war beispielsweise unklar, wie damit umzugehen ist, wenn ein Autofahrer bei der Partikelmessung durchfällt, dann aber zu einem anderen Betrieb fährt und dort eine Trübungsmessung besteht. Im Schreiben des BMDV ist nur die Rede von einem Dissens zwischen Bund und Ländern bezüglich der Rechtmäßigkeit der Übergangsregelung, der nicht ausgeräumt werden konnte.

Aus dem Datencenter:

Abgasregulierung in Europa 1992 bis 2022