Die Reisemobilbranche kann selbst kaum glauben, was da los ist. Mitten in der Pandemie, trotz massiver Reisebeschränkungen, kaufen ihnen die Kunden die Produktion leer. 2020 wurden in Deutschland erstmals mehr als 100.000 Reisemobile und Caravans neu zugelassen – ein Plus von knapp 33 Prozent. Davon entfielen 78.055 auf Reisemobile – gut 45 Prozent mehr als im Vorjahr. Und der Boom hält an. Das wird auch der Caravan Salon in Düsseldorf zeigen.
"Das ist eine einmalige Situation, die ich in 30 Berufsjahren nicht erlebt habe", sagte Hermann Pfaff, der Präsident des Caravaning Industrie Verbands Deutschland (CIVD), im Gespräch mit der Automobilwoche. "Die Bestände der Händler sind leer gefegt." Pfaff ist zugleich auch Managing Director des größten deutschen Freizeitfahrzeugherstellers Erwin Hymer Group.
Die Folge dieses Booms sind Wartezeiten von teilweise mehr als zwölf Monaten, gleichzeitig geraten diverse Lieferketten in Gefahr. Es mangelt nicht nur an Halbleitern, auch Holz für den Möbelbau, Beschläge und viele andere Kleinteile fehlen. Allein bei der Hymer Group konnten deshalb mehr als 7000 Fahrzeuge nicht fertig gebaut werden – sie stehen auf riesigen Parkflächen und warten auf ihre Vollendung. "Ich denke, dass wir ab Mitte 2022 die Lage wieder etwas entspannen können", sagt Pfaff. Alle Hersteller und Lieferanten würden derzeit ihre Kapazitäten ausbauen.