Ford stellt alles auf den Prüfstand

Ford steht durch seine rasante Elektrifizierungsstrategie vor einer historischen Umwälzung. Deshalb könne es für keine Produktionsstätte und keine Lieferkette einen Bestandsschutz geben. Festlegungen für das schwach ausgelastete Focus-Werk in Saarlouis über 2025 hinaus trifft Ford derzeit nicht. Das machte Deutschland-Chef Gunnar Herrmann im Gespräch mit der Automobilwoche deutlich. Zuletzt hatten 3000 Werksmitarbeiter für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert.

"Ford ist weltweit im Umbruch. Ab 2026 werden wir in jeder Modellreihe mindestens einen Plug-in-Hybrid und BEV haben, ab 2030 nur noch batterieelektrische Pkw. Das ist ein komplexer Prozess mit zahlreichen Aspekten – in sehr kurzer Zeit."

Ford Deutschland gehe an die Themen Standorte und Kapazitäten mit großer Sorgfalt heran, betonte Herrmann. "Es gibt keinen Termin, wann eine Entscheidung zu Saarlouis fallen muss." Noch vor wenigen Tagen habe es Gespräche mit dem Betriebsrat und mit der Politik im Saarland gegeben.

Auch für andere Standorte weltweit stünden grundlegende Veränderungen an. "Wir fertigen Motoren und Getriebe in unseren Werken, künftig benötigen wir aber viel mehr E-Motoren und andere Komponenten der E-Mobilität." Entscheidungen seien noch nicht gefallen. "Letztlich stellen wir die komplette Infrastruktur unserer Fertigung um."

Auch der Einkauf komme auf den Prüfstand. Ford erwägt, künftig mehr Komponenten in Eigenregie zu produzieren. "Unsere Prinzipien waren am Anfang, wir kaufen Batterien hinzu, wir kaufen E-Motoren hinzu. Mit dem Wachstum dieser Industrie und unserer eigenen Elektrifizierungsstrategie überprüfen wir das natürlich und werden die richtigen Entscheidungen treffen."

Hans Jörg Klein, seit Dezember 2020 stellvertretender Ford- Deutschland-Chef, sieht die Industrie genau jetzt an einem Wendepunkt: "Vor vier, fünf Jahren sagte man, die Transformation der Automobilindustrie wird kommen. Jetzt aber ist sie real, mit konkreten Auswirkungen für Werke, Belegschaft und Zulieferer."

Die Ford-Manager bleiben trotz der Aufgaben optimistisch. "Ich bin zuversichtlich, dass wir diese Transformation bewältigen und viele Standorte und Jobs sichern können", sagte Herrmann. "In Deutschland haben wir in den vergangenen Jahren auch die Rückkehr zu schwarzen Zahlen unter schwierigen Bedingungen geschafft." Voraussetzung sei allerdings ein fester politischer Rahmen, ergänzt Klein. "Wir brauchen verlässliche Vorgaben, um sicher planen zu können."

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