Smarte Option oder Management-Versagen?

Michael Knauer

Die Gewährung von Kurzarbeit wegen fehlender Chips wird von der Politik und von der IG Metall zunehmend kritisch beurteilt. Ende des Jahres endet die vereinfachte Gewährung von Kurzarbeitergeld, die es Automobilherstellern bislang leicht machte, auch Lieferengpässe zu überbrücken.

Freitag, 15. October 2021, 15.45 Uhr

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Der Mangel an Halbleitern sorgt in der Autoindustrie für Millionen von Kurzarbeiter-Stunden. (Foto: dpa)

Mit der einfacheren Gewährung von Kurzarbeit hatte die Bundesregierung im Frühjahr 2020 ein wichtiges Instrument zur Beschäftigungssicherung in der Pandemie geschaffen. Mitte September verlängerte sie die Bestimmungen nochmals bis zum Jahresende. Doch inzwischen mehrt sich die Kritik an der Nutzung der Kurzarbeit vor allem in der Autoindustrie für einen ganz anderen Zweck: Nämlich als Überbrückung von Arbeitsausfällen durch den Halbleitermangel.

"Es geht darum, ob das Kurzarbeitergeld mit einkalkuliert wird für die eigene Gesamtproduktivitäts-Rechnung", sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) nach der Ankündigung von Opel, wegen Chipmangels im Werk Eisenach bis zum Jahresende kurzzuarbeiten.

Auch nach einer aktuellen Civey-Umfrage für die Automobilwoche sind 55 Prozent der Befragten dagegen, mit Steuergeldern planerische Fehler der Hersteller bei der Chipbestellung auszubügeln.

Ford-Gesamtbetriebsratschef Martin Hennig räumt im Gespräch mit der Automobilwoche ein, dass Kurzarbeit wegen Teilemangels keine Dauerlösung sein kann: "Bei der Kurzarbeiter-Regelung in der Autoindustrie vermischen sich derzeit noch die Effekte aus der Pandemie und aus dem Halbleiter-Mangel", sagt er.

Künftig werde es sicher schwieriger werden, alleine wegen fehlender Teile staatliche Unterstützung zu erhalten. Hennig zufolge hat die Unternehmensführung nicht ausreichend Vorsorge getroffen: "Tatsächlich ist es ein glattes Management-Versagen, eine so kurzsichtige Einkaufspolitik verfolgt zu haben. Wir sehen aber, dass da jetzt ein Umdenken stattfindet."

Der Bezirksleiter der IG Metall im Bezirk Mitte, Jörg Köhlinger, fordert ebenfalls eine Änderung: "Wenn Kurzarbeit vermeidbar ist, dann darf nicht in die Sozialkassen gegriffen werden." Diese Haltung dürfte auch in der neuen Bundesregierung mehrheitsfähig sein. Die Autobranche wird sich darauf einstellen müssen.

Die Arbeitgeber dagegen halten die Gewährung von Kurzarbeitergeld wegen Lieferengpässen für gerechtfertigt und notwendig.Arndt G. Kirchhoff, Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen, sagte der Automobilwoche: "Die Kurzarbeit ist ein absolut bewährtes arbeitsmarktpolitisches Instrument, das hilft, Arbeitsplätze in Krisensituationen zu sichern. Durch die Verlängerung der Sonderregelungen zum Kurzarbeitergeld wird dieses Instrument an besondere Krisensituationen angepasst - wie aktuell wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie sowie den Unterbrechungen der internationalen Lieferketten."

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