Herr Hochgeschurtz, mit dem neuen Astra hat Opel wieder einen Hoffnungsträger. Aber das Image hinkt der Produktqualität hinterher. Sehen Sie da Ihre Hauptaufgabe?
Ich sehe es klar als meine Aufgabe, die Marke international weiter zu profilieren und zu emotionalisieren. Wichtig sind dabei insbesondere unsere neuen, hervorragenden Modelle, wie der Mokka und der Corsa. Der Astra ist eindeutig ein weiterer großer Schritt nach vorn. Unsere hohe Qualität "made in Germany" werden wir nun auch in der Kommunikation besser nutzen können als in der Vergangenheit. Und natürlich werden wir auch die Tatsache verstärkt nutzen, dass wir uns zu einer besonders schnellen und breiten Elektrifizierung unseres Portfolios verpflichtet haben. Ab 2024 gibt es für jedes Modell eine elektrifizierte Version – das schaffen nicht viele Wettbewerber.
Im Ausland hat Opel häufig ein besseres Image als in Deutschland, etwa in Russland, in der Türkei oder in Großbritannien mit Vauxhall.
Man kann sicher nicht sagen, unser Image wäre nur im Ausland gut. Natürlich kann und muss man immer an der Verbesserung des Markenimages arbeiten, ein bisschen mehr geht immer. Richtig ist aber, dass Opel in vielen Ländern einen hervorragenden Ruf genießt, den wir beim Ausbau unserer internationalen Präsenz natürlich nutzen werden.
Sie sind bekannt dafür, keine Angst vor Kameras und Mikrofonen zu haben. Liegt Ihnen die Aufgabe als erster Markenbotschafter von Opel?
Markenbotschafter zu sein, das ist klar die erste Aufgabe eines jeden CEO. In dieser sich rasant verändernden Welt braucht es klare Orientierung, klare Botschaften und auch ein "Gesicht" der Marke nach draußen. Das war noch nie so wichtig wie heute.
Es gibt noch viele traditionelle Opel-Kunden. Werden diese so ohne Weiteres bei der Elektrifizierung folgen?
Mit der Elektrifizierung wird die Marke Opel moderner und jünger. Und dadurch werden auch unsere Kunden moderner und jünger – natürlich nicht beim biologischen Alter, aber bei der Haltung zum Thema Mobilität. Opel kann diesen Kunden helfen, ihr Mobilitäts- Mindset zu verändern, zu verjüngen. Denn elektrifizierte Opel-Modelle, wie der Corsa-e und Mokka-e, sind etwas fürs Herz. Wir sagen immer, das "e" steht nicht nur für elektrisch, sondern für emotional.
Was kommt beim Thema Mobilitätsdienstleistungen von der Marke Opel? Stellantis ist in diesem Punkt sicher nicht die am stärksten wahrgenommene Gruppe.
Opel wird natürlich auch diese Entwicklung aktiv begleiten. Bei Stellantis haben wir mit Free2- move eine starke Marke, die noch stärker wird. Auch der kommende Rocks-e kann künftig sicher eine Rolle für neue Mobilitätsdienstleistungen spielen.
Was machen Sie in den ersten Wochen am intensivsten? Studieren Sie Finanzzahlen, schauen Sie in die Produktpipeline oder fahren Sie Autos auf der Teststrecke in Dudenhofen?
Das Wichtigste ist, in den Dialog einzutreten. Ich suche den Dialog mit den Mitarbeitern, mit den Handelspartnern. An meinem ersten Arbeitstag habe ich zum Beispiel an alle Mitarbeiter eine Videobotschaft gerichtet und mich schriftlich an unsere Händler gewandt.
Wie gut kennen Sie eigentlich Stellantis-Chef Carlos Tavares?
Ich kenne Carlos Tavares gut und seit vielen Jahren. Ich wäre sicher nicht hier, wenn ich nicht mit ihm persönlich gesprochen hätte. Übrigens ist er nach eigenen Angaben mit einem Opel Manta groß geworden. Er kennt die Marke sehr, sehr gut.
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