Neuer Ehrgeiz bei Nissan

Nissan hat in Deutschland und Europa mehrere bittere Jahre hinter sich, sieht sich aber nach einer schmerzhaften Konsolidierungsphase gestärkt für einen gesunden Neustart mit Wachstum bei Volumen, Marktanteil und Ertrag. Der seit April amtierende Deutschlandchef Vincent Ricoux kündigte jetzt ehrgeizige Ziele an, an der grundlegenden Ausrichtung auf Ertrag statt Volumen hält er aber fest.

Im Fiskaljahr 2024 (per Ende März 2024) wolle Nissan in Deutschland wieder auf 50.000 Neuzulassungen und einen Marktanteil von 1,5 Prozent kommen, kündigte Ricoux am neuen Deutschlandsitz in Wesseling bei Köln an. "Wir bauen auf die Strategie meines Vorgängers auf, wollen jetzt aber einen Gang höher schalten bei Absatz und Ertrag", sagte er der Automobilwoche.
 

Nach einer jahrzehntelang verfolgten Volumen- und Push-Strategie hatte der 2018 angetretene Deutschlandchef Guillaume Pelletrau das Ruder herumgerissen und der Flutung des Marktes mit Eigenzulassungen und günstigen Mietfahrzeugen einen Riegel vorgeschoben.

Die Zulassungszahlen und der Marktanteil rauschten daraufhin wie nicht anders zu erwarten in den Keller. Von einst mehr als drei Prozent Marktanteil sackte Nissan in Deutschland auf unter ein Prozent ab. Per Ende Oktober 2022 lag der Marktanteil bei genau 1,0 Prozent, die Zahl der Neuzulassungen lag bei 20.634.

Ricoux will nun nicht zurück zu den Zeiten einer Volumensteigerung um jeden Preis. Aber mit den aktuellen Verkaufszahlen will er sich auch nicht zufriedengeben. "Wir werden es nicht forcieren, es wird ein gesundes, natürliches Wachstum sein." Für das laufende Fiskaljahr 2022/23 (per Ende März 2023) plant er ein Volumen zwischen 31.000 und 35.000 Neuzulassungen an.

Im Kalenderjahr 2021 war der Hersteller hierzulande auf nur 26.254 Einheiten und einen Marktanteil von 1,0 Prozent gekommen.

Rückenwind für seine Wachstumsziele sieht Ricoux vor allem durch zahlreiche Neuheiten wie den gerade eben gestarteten neuen X-Trail und den rein elektrischen Ariya, aber auch durch bald kommende Modelle mit Potenzial wie den neuen, dann rein elektrischen Micra und ein neues B-Segment Crossover, das es neben dem bisherigen Juke geben wird.

Hoffnung schöpft der Nissan-Manager auch aus der verhältnismäßig starken Position von Nissan im lukrativen Privatkundengeschäft. Dort liegt der Marktanteil der Marke derzeit bei 1,6 Prozent.

Einen Unterschied mache auch die Technologie, betont Ricoux. "Mit unserer e-Power-Technik bieten wir die ideale Kombination aus Verbrennertechnik und E-Technik - sie ersetzt perfekt die bisherigen Diesel-Motorisierungen."

Nissan sei zudem sehr weit bei der Einführung einer marktfähigen Festkörperbatterie, die 2028 auf den Markt kommen soll. Diese werde dann überragende Leistungen bieten bei einem geringeren Preis. Im April hatte Nissan angekündigt, diese Batterie ab 2028 zu einem Kilowattstundenpreis von 75 Dollar anbieten zu können, später sollen die Kosten weiter sinken. Damit wäre ein E-Auto zum Preis eines aktuellen Verbrenners möglich.

Nicht zuletzt könne Nissan auf ein "solides und loyales Händlernetz" setzen, betont Ricoux. "Wir sind seit 50 Jahren in Deutschland, in dieser Zeit ist unser Netz zu einer starken Gemeinschaft geworden."

Die Händler würden nach einigen schwierigen Jahren wieder Hoffnung schöpfen, ist Ricoux überzeugt. "Wir haben deutlich gemacht, dass wir in Europa bleiben werden. Wir wollen für unsere Partner eine Umsatzrendite von mindestens zwei Prozent - und wir haben eine extrem starke Modellpipeline für die nächsten Jahre."

Aus dem Datencenter:

Nissan-Modellvorschau 2022 bis 2025