Geschichten erzählen, das können sie bei Sonor Motors. Im Video zum drohenden Aus ihres Fahrzeugprojekts Sion drücken die Gründer Laurin Hahn und Jonas Christians ordentlich auf die Tränendrüse. Ganz langsam fährt die Kamera über die entsetzten Gesichter im Angesicht des nahen Endes. Was das Video zusammen mit dem ähnlich pathetisch verfassten schriftlichen Aufruf an die Community bewirken soll, ist klar. Noch einmal wollen die beiden selbsternannten Weltverbesserer ihren Fans das Geld aus der Tasche ziehen. Es ist die vorerst letzte Story eines Start-ups, das zu den Lieblingen der Investoren zählte und seit 2016 nach eigenen Angaben 400 Millionen Euro an Kapital einsammeln konnte.
Doch damit sollte jetzt Schluss sein. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren schon genug Geld verbrannt. Der Aktienkurs ist von anfänglich über 20 Euro auf zuletzt weniger als einen Euro gefallen. Eigentlich hätte das Auto bereits 2019 in Serie gehen sollen. Drei Jahre später ist die Produktion noch immer nicht angelaufen, als letztes Datum wurde 2024 genannt. In dieser Zeitspanne aber hat sich die Welt rasant verändert. Während der Sion als Vorreiter der Elektrobewegung vor drei Jahren noch eine gewisse Chance gehabt hätte, wirkt das Auto mit 300 Kilometern Reichweite und seinem eher funktionalen Design angesichts der mannigfaltigen Elektro-Konkurrenz etablierter Hersteller nicht mehr zeitgemäß. Da helfen auch der Ökoanstrich des Unternehmens und die Solarpaneelen auf der Außenhaut nicht.