Neuzulassungen leiden weiter unter Chipkrise

Im August 2021 wurden in Deutschland 193.307 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Minus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der aktuelle August liegt 23,8 Prozent unter einem mittleren August-Wert der Jahre 2015 bis 2019. Es ist das zweitniedrigste Neuzulassungsergebnis in einem August seit der Wiedervereinigung. Nur im August 1991 wurden noch weniger Pkw neu zugelassen. Nach acht Monaten beträgt das Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur noch 2,5 Prozent. Verglichen mit dem entsprechenden Zeittraum der fünf Jahre vor der Covid-19-Krise beträgt das Minus fast 22 Prozent.

Wie schon im Juli haben die mangelnde Verfügbarkeit von Halbleitern und die damit verbundenen Produktionsausfälle auch das August-Ergebnis der Neuzulassungen stark negativ belastet. Dieser Effekt wurde auch in anderen westeuropäischen Ländern beobachtet.

Eigentlich hätte alles – eine weitere Beherrschung der Covid-19-Pandemie in Deutschland vorausgesetzt – für eine deutliche Erholung in den kommenden Monaten gesprochen. Das öffentliche Leben hat sich wieder weitgehend normalisiert. Bezüglich der Neuzulassungen war aufgrund von Nachholeffekten ein post-pandemischer Boom erwartet worden. Allerdings ist bereits abzusehen, dass die mangelnde Verfügbarkeit von Halbleitern diese Erholung stark dämpfen wird.

Die ursprüngliche Prognose von 3,1 Millionen Neuzulassungen wäre unter günstigen Voraussetzungen sogar überschritten worden.

Aufgrund der aktuellen Halbleiterproblematik werden sich die bereits angekündigten Produktionsausfälle bis Jahresende nicht mehr kompensieren lassen. Für das Gesamtjahr 2021 hat die Automobilwoche daher ihre Prognose noch einmal auf 2,8 Millionen Neuzulassungen gesenkt, ein Minus von vier Prozent gegenüber vergangenem Jahr. Das mittlere Ergebnis der Jahre 2015 bis 2019 würde damit um 18 Prozent verfehlt. Es wäre das niedrigste Jahresergebnis seit der Wiedervereinigung.

Bei der Prognose von 2,8 Millionen Neuzulassungen fallen die verbleibenden vier Monate in Summe nur neun Prozent niedriger aus als im mittleren vergleichbaren Zeitraum der fünf Jahre vor der Pandemie. Die ersten acht Monate lagen fast 22 Prozent darunter. Dabei wird davon ausgegangen, dass sich die Situation auf dem Halbleitermarkt bis Jahresende wieder leicht entspannt, ohne dass die bisherigen und bereits geplanten Produktionsausfälle kompensiert werden können. Bei einer Verschärfung der Situation könnte das Neuzulassungsergebnis auch noch niedriger ausfallen. Die Entwicklung der kommenden Monate wird in erster Linie durch die Verfügbarkeit der Modelle bestimmt werden.

Bei den privaten Zulassungen gab ein leicht überdurchschnittliches Minus von 25,3 Prozent, der Marktanteil ging nach 38,1 Prozent im Vorjahr auf 36,9 Prozent zurück. Niemals zuvor wurden in einem August weniger private Zulassungen verzeichnet. Die gewerblichen Neuzulassungen verzeichneten mit minus 21,6 Prozent einen etwas geringeren Rückgang. Die knapp 122.000 Neuzulassungen sind das niedrigste August-Ergebnis der gewerblichen Zulassungen seit elf Jahren.

Die alternativen Antriebe erreichten in Summe im August einen Marktanteil von 46,8 Prozent und übertrafen den bisherigen Höchststand von 40,8 Prozent aus dem Vormonat. Der Vergleich mit August 2020 zeigt ein deutliches Plus von über 21 Prozentpunkten.

Die reinen Diesel-Pkw kamen nur noch auf 34.171 Neuzulassungen und büßten gegenüber dem Vorjahresmonat mehr als 50 Prozent ein. Der Marktanteil fiel auf 17,7 Prozent. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 27,7 Prozent. Es ist der niedrigste Marktanteil in einem Monat seit September 1998.

Die Benziner gingen um knapp 42 Prozent zurück und kamen auf eine Marktdurchdringung von 35,5 Prozent. Damit wurden vergangenen Monat mehr Pkw mit alternativen Antrieben neu zugelassen als mit ausschließlichem Benzinmotor.

Die reinen E-Mobile kamen auf 28.860 Neuzulassungen und erreichten einen Marktanteil von 14,9 Prozent. Das ist der höchste jemals beobachtete Marktanteil. Sie liegen mit einem Plus von fast 80 Prozent deutlich über dem Vorjahresergebnis.

Die normalen Hybride kamen auf ein Plus von 24,5 Prozent. 36.223 Neuzulassungen bedeuteten einen neuen Rekord bei den Marktanteilen von 18,7 Prozent. Die Plug-in Hybride legten um 43,3 Prozent zu. Mit 24.497 Neuzulassungen erreichten sie einen Marktanteil von 12,7 Prozent und verfehlten damit knapp das Rekordergebnis aus dem Vormonat.

Die hohen Marktanteile sind nicht nur Ausdruck der Stärke der alternativen Antriebe, sondern auch der Schwäche der gesamten Neuzulassungen. Volumenmäßig konnte keine der drei alternativen Antriebsarten an die bisherigen Höchstwerte anknüpfen.

Die Verschiebungen zu den alternativen Antrieben haben deutliche Spuren beim CO2-Ausstoß der neu zugelassenen Pkw hinterlassen. Von Mai bis Dezember vergangenen Jahres war er kontinuierlich gesunken und lag im Dezember bei 117,1 Gramm pro Kilometer. Im bisherigen Jahresverlauf lag er durchschnittlich bei knapp 125 Gramm pro Kilometer. Im August schlugen die hohen Anteile der alternativen Antriebe nochmals durch. Der CO2-Ausstoß sank auf den Tiefststand von 114,6 Gramm pro Kilometer. Vor einem Jahr – in dieser Zeit hat sich der Anteil alternativer Antriebe um über 21 Prozentpunkte erhöht - lag er noch bei 140,1 Gramm pro Kilometer. Da seit Anfang 2019 der CO2-Ausstoß nach WLTP gemessen wird, sind die Werte mit denen des alten NEFZ-Verfahrens nicht direkt vergleichbar. Nimmt man einen Umrechnungsfaktor von 1,2, so würde der aktuelle CO2-Ausstoß nach NEFZ 95,5 Gramm pro Kilometer betragen. Der letzte, nach NEFZ veröffentlichte CO2-Wert aus August 2018 betrug 131,8 Gramm pro Kilometer.

Bei einem Gesamtmarktrückgang von 23 Prozent gelang es drei Marken unter den Top 15 ihr Vorjahresergebnis zu verbessern. Tesla kam auf ein Plus von knapp 34 Prozent. Mit einem Marktanteil von zwei Prozent belegte die Marke Platz 14 im Markenranking. Allerdings sind die Neuzulassungen von Tesla recht sporadisch. Nach acht Monaten liegt die Marke mit einem kumulierten Marktanteil von einem Prozent auf Platz 22.

Mazda konnte mit plus 19,3 Prozent ebenfalls deutlich zulegen und kam wie Tesla auf zwei Prozent Marktanteil. Opel legte um fast acht Prozent zu und kam mit einem Marktanteil von 5,3 Prozent unter die Top fünf der Hersteller. Im Vorjahr war es lediglich Platz zehn.

Die stärksten Verluste mussten Mercedes (minus 50,0 Prozent), Ford (minus 45,8 Prozent) und Skoda mit minus 38,7 Prozent hinnehmen.

Eindeutige Nummer eins mit einem Marktanteil von 18,7 Prozent blieb VW. Es ist aber der niedrigste Marktanteil für die Wolfsburger seit November vergangenen Jahres. Die Nummer zwei, BMW, kam auf einen Marktanteil von 8,3 Prozent. Den dritten Rang belegte Audi (7,4 Prozent) vor Mercedes (7,2 Prozent) und Opel.

Nach acht Monaten und einem Gesamtmarktplus von 2,5 Prozent haben Ford (minus 26,1 Prozent), Mercedes (minus 15,4 Prozent) und Renault mit minus 6,3 Prozent die höchsten Verluste der Top 15 aus dem August eingefahren. Die höchsten Gewinne wurden bei Tesla (plus 121,6 Prozent), sowie bei Opel (plus 32,3 Prozent) und Hyundai mit plus 15,4 Prozent beobachtet.

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