Mercedes-Vans-Chef Mathias Geisen will die E-Plattform global ausrollen

Michael Gerster

Ab 2025 will Mercedes Vans seine Elektroplattform auf drei Kontinenten ausrollen. Die Produktion in Deutschland sei nur in einer Mischkalkulation möglich, sagte Van-Chef Mathias Geisen im Gespräch mit der Automobilwoche.

Sonntag, 8. Januar 2023, 10.00 Uhr

Van-Chef Mathias Geisen rechnet bei den Transportern mit einem geringeren Elektro-Anteil als bei den Pkw.

Mercedes-Vans-Chef Mathias Geisen will die neue Elektro-Plattform VAN.EA ab 2025 weltweit ausrollen. „Perspektivisch wollen wir VAN.EA-Modelle auch an unseren Standorten in den USA und in China bauen. Es handelt sich um eine globale Architektur“, kündigte er im Gespräch mit der Automobilwoche an. Ein konkretes Datum nannte er nicht. Mercedes produziert den Sprinter für den amerikanischen Markt in Charleston, die V-Klasse für China in Fuzhou.

In Europa wird Jawor in Polen der Standort für die großen E‑Transporter auf Basis der neuen Plattform sein. Dafür investiert Mercedes nach Informationen der Automobilwoche über eine Milliarde Euro in ein neues Werk. Nach der Absage des Partners Rivian baut Mercedes nun allein. „Natürlich hätten wir mit dem Partner Rivian weitere Kostenvorteile bei Bau und Betrieb des Werks in Jawor gehabt. Die Entscheidung für den Business Case haben wir allerdings unabhängig von einer möglichen Kooperation getroffen“, so Geisen.

E-Anteil 2030 bei über 50 Prozent

An den deutschen Standorten in Düsseldorf sollen die offenen Baumuster gefertigt werden. Ludwigsfelde wird Kompetenzzentrum für E-Mobilität. Dies sei jedoch nur in der Mischkalkulation mit Jawor möglich. Kein Wettbewerber baue mehr große Transporter in Deutschland. Ford etwa produziert den Transit in der Türkei, VW ist mit dem Crafter schon seit Jahren in Polen. Auch im spanischen Vitoria, wo Mercedes die V-Klasse für Europa baut, sollen später VAN.EA-Modelle vom Band rollen.

Geisen ist seit Anfang 2022 Chef der Van-Sparte bei Mercedes, zuvor war er Pkw-Strategiechef. „In meinem ersten Jahr haben wir die Strategie weiter geschärft, dabei den Fokus auf die Elektromobilität gelegt und geschaut, wie wir unter diesen Bedingungen auch in Zukunft profitabel wirtschaften können.“ Geisen rechnet damit, dass der Verbrenner bei den Transportern länger eine Rolle spielt als bei den Pkw. „Wir wollen unseren Anteil an Elektromobilität maximal ausbauen, aber der Transporterbereich wird 2030 sicher nicht komplett elektrisch sein. Ich gehe jedoch von einem Anteil von weit über 50 Prozent bei Neufahrzeugen aus.“

Börsengang aktuell kein Thema

Zu einem möglichen Börsengang der Transporter nach erfolgreicher Lkw-Abspaltung bei Mercedes äußerte sich Geisen zurückhaltend. „Ein Börsengang der Van-Sparte ist aktuell kein Thema, sonst hätten wir das mit der Ausgliederung der Trucks erledigen können. Wir sind sehr eng mit der Pkw-Sparte verbunden, die meisten Vans gibt es ja in gewerblicher Ausprägung und für Privatkunden." Gerade bei der V-Klasse werde man in Zukunft noch stärker auf Luxus setzen. "Aber wir wollen auch bei den gewerblichen Vans die begehrenswertesten Fahrzeuge der Welt bauen. Das passt also gut zusammen.“

Mercedes Vans will 2022 beim Absatz leicht über Vorjahr liegen. Die genauen Zahlen werden in den nächsten Tagen bekanntgegegen. 2021 waren es 395.000 Einheiten. Im Rekordjahr 2019 verkaufte Mercedes 438.400 Citan, Vito, V-Klasse und Sprinter. Trotz geringerem Volumen als früher wird eine Rendite zwischen neun und elf Prozent erwartet.

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