Im April 2021 wurden in Deutschland 229.650 Pkw neu zugelassen. Dies entspricht einem Plus von 90 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Damals waren die Neuzulassungen allerdings aufgrund der in Deutschland herrschenden Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie auf einem historisch niedrigen Stand. Der aktuelle April liegt 24 Prozent unter einem mittleren April-Wert der Jahre 2015 bis 2019. Nach vier Monaten beträgt das Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum 7,8 Prozent. Verglichen mit dem entsprechenden Zeittraum der fünf Jahre vor der Covid-19-Krise beträgt das Minus 21 Prozent. Abgesehen vom Vorjahr wurden sowohl im April als auch in den ersten vier Monaten die niedrigsten Neuzulassungen seit der Wiedervereinigung registriert.
ANALYSE - Deutscher Pkw-Markt im April 2021:
Weiterhin keine Erholung bei den Neuzulassungen
Die Hoffnung, dass die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung Anfang April flächendeckend zurückgefahren würden, hat sich nicht bestätigt. Immer noch gibt es Einschränkungen beim Kauf und Zulassungen von Pkw. Sollten die Maßnahmen aufgehoben werden, ist mit Nachholeffekten zu rechnen. Dafür spricht auch die Entwicklung des Auftragsbestands: Wie das Statistische Bundesamt meldet, liegt er deutlich oberhalb der Werte von Anfang 2020. Inwieweit die mangelnde Verfügbarkeit von Halbleitern das Neuzulassungsergebnis bereits im April zusätzlich negativ beeinflusst hat, lässt sich zurzeit noch nicht sagen. Dies wird aber sicherlich in den kommenden Monaten ein Thema werden.
Während die Industrie schon wieder sehr optimistisch in die Zukunft blickt, sind die Verbraucher weiterhin pessimistischer. Die aktuellen Vertrauensindizes zeigen im April zwar trotz der “Notbremse“ keinen erneuten Einbruch, aber es bleibt eine deutliche Verunsicherung. Es besteht auch weiterhin die Gefahr, dass die Ausgabenbereitschaft aufgrund wirtschaftlicher Probleme generell leiden wird. Andererseits sind die Ausgaben der privaten Haushalte während der Lockdown-Phasen deutlich zurückgegangen, wodurch sich ein nachgeholter Konsum einstellen könnte.
Bei den privaten Zulassungen gab es nur ein unterdurchschnittliches Plus von 55,5 Prozent. Mit weniger als 80.000 Neuzulassungen fiel der Marktanteil auf 34,3 Prozent, nach 41,9 Prozent im Vorjahr. Es ist der niedrigste, jemals beobachtete Privatkundenanteil in einem April. Nach vier Monaten liegen die privaten Neuzulassungen gut ein Prozent unter dem Vorjahreswert.
Die gewerblichen Neuzulassungen legten um 115 Prozent zu und zeigten mit gut 150.000 Neuzulassungen eine weniger negative Entwicklung als die privaten. Neuzulassungen. Das Niveau ist aber auch hier weiterhin sehr niedrig. Abgesehen vom Vorjahr sind dies die niedrigsten gewerblichen Zulassungen in einem April seit 2011.
Bei der aktuellen Prognose geht die Automobilwoche davon aus, dass es aufgrund der Rücknahme einiger restriktiver Maßnahmen für Geimpfte und Genesene zu einer Verbesserung der allgemeinen Stimmung in der Bevölkerung kommen wird. In der Hoffnung, dass die Infektionszahlen weiterhin kontinuierlich sinken, könnten ab Juni auch viele Restriktionen aufgehoben werden, wodurch der Kauf von Neuwagen erleichtert würde. Zusätzlich mit den dann verstärkt verfügbaren Impfstoffen sollte sich die Lage ab Jahresmitte entspannen.
Dennoch bleibt die Frage, wie lange die Krise auf dem Halbleitermarkt anhält und wie sich dies auf die Verfügbarkeit neuer Modelle bis Jahresende auswirken wird. Darüber hinaus gibt eine große Unsicherheit wie sich die wirtschaftliche Situation von Unternehmen und privaten Haushalten ab Jahresmitte darstellt.
Für das Gesamtjahr 2021 erwartet die Automobilwoche auch aufgrund von Nachholeffekten weiterhin Neuzulassungen in Höhe von 3,1 Millionen Pkw, ein Plus von 6,2 Prozent gegenüber vergangenem Jahr. Das durchschnittliche Niveau der Jahre 2015 bis 2019 von über 3,4 Millionen Neuzulassungen würde deutlich verfehlt.
Nachdem die alternativen Antriebe im Dezember vergangenen Jahres mit 40,6 Prozent ihren vorläufigen Höchststand erreicht hatten, schwanken sie seitdem zwischen 37 Prozent und 39 Prozent. Im April erreichten sie 38,9 Prozent. Der Vergleich mit April 2020 zeigt ein deutliches Plus von 21 Prozentpunkten. Seit vier Monaten liegen die Marktanteile von reinen Benzinern und alternativen Antrieben auf vergleichbarem Niveau.
Die Neuzulassungen von reinen Diesel-Pkw setzen ihren Negativtrend verstärkt fort und legten gegenüber dem sehr schwachen Vorjahresmonat nur um 29,2 Prozent zu. Der Marktanteil fiel auf 21,9 Prozent. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 32,1 Prozent. Es ist die mit Abstand niedrigste Marktdurchdringung von Diesel-Pkw in einem April seit dem Jahr 1999. Die Benziner legten um 49,4 Prozent zu und kamen auf eine Marktdurchdringung von gut 39 Prozent.
Die reinen E-Mobile kamen auf 23.816 Neuzulassungen und erreichten einen Marktanteil von 10,4 Prozent. Dies war höher als in den ersten drei Monaten diesen Jahres aber immer noch deutlich geringer als der bisherige Höchstwert von 14 Prozent im Dezember vergangenen Jahres. Das Plus gegenüber dem Vorjahr betrug 414 Prozent, der Marktanteil stieg um 6,5 Prozentpunkte.
Die normalen Hybride kamen auf ein Plus von 239 Prozent. 37.106 Neuzulassungen bedeuteten einen Marktanateil von 16,2 Prozent. Die Plug-in Hybride legten um 380 Prozent zu. Mit 26.988 Neuzulassungen erreichten sie einen Marktanteil von 11,8 Prozent.
Die Verschiebungen zu den alternativen Antrieben haben deutliche Spuren beim CO2-Ausstoß der neu zugelassenen Pkw hinterlassen. Von Mai bis Dezember vergangenen Jahres war er kontinuierlich gesunken und lag im Dezember bei 117,1 Gramm pro Kilometer. Seit vier Monaten liegt er bei ungefähr 126 Gramm pro Kilometer. Vor einem Jahr – in dieser Zeit hat sich der Anteil alternativer Antriebe 21 Prozentpunkte erhöht - lag er noch bei 151 Gramm pro Kilometer. Da seit Anfang 2019 der CO2-Ausstoß nach WLTP gemessen wird, sind die Werte mit denen des alten NEFZ-Verfahrens nicht direkt vergleichbar. Nimmt man einen Umrechnungsfaktor von 1,2, so würde der aktuelle CO2-Ausstoß nach NEFZ 105,3 Gramm pro Kilometer betragen. Der letzte, nach NEFZ veröffentlichte CO2-Wert aus August 2018 betrug 131,8 Gramm pro Kilometer.
Bei einem Gesamtmarktplus von 90 Prozent verbesserten natürlich alle Marken unter den Top 15 ihr Vorjahresergebnis. Die geringsten Zuwächse verzeichneten Ford (plus 28 Prozent), Toyota (plus 61 Prozent) und BMW mit plus 65 Prozent. Die stärksten Gewinne konnten Opel (plus 175 Prozent), Mercedes (plus 159 Prozent) und Hyundai (plus 135 Prozent) verzeichnen.
Eindeutige Nummer eins mit einem Marktanteil von 18,8 Prozent blieb VW. Die Nummer zwei, Mercedes, kam auf einen Marktanteil von 9,6 Prozent. Den dritten Rang belegte BMW (8,9 Prozent) vor Audi (7,3 Prozent). Mit etwas Abstand und einem Marktanteil von 6,2 Prozent belegte Opel Platz fünf.
Nach vier Monaten und einem Gesamtmarktplus von 7,8 Prozent hat Ford mit minus 18,2 Prozent die stärksten Verluste eingefahren, gefolgt von Audi (minus 2,0 Prozent). Die höchsten Gewinne wurden bei Opel (plus 31,9 Prozent), sowie bei Fiat und Peugeot mit jeweils plus 21,8 Prozent beobachtet.
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