Den 1. September vergangenen Jahres werden viele Moskauer nicht so schnell vergessen. In den Morgenstunden versammelten sich plötzlich völlig ungewöhnlich mehrere Hundert Taxis des führenden russischen Taxi-Dienstes Yandex im Zentrum Moskaus. Irgendwann ging gar nichts mehr, die Innnenstadt war fast zwei Stunden lang blockiert.
Die Taxi-Massen waren von der Hacker-Community "Anonymous" durch gefälschte Bestellungen an ein und den selben Ort gerufen worden.
Das Beispiel zeigt, welche Macht ein unzulässiger Zugriff auf Softwaresysteme im Bereich Mobilität haben kann. Übergriffe wie dieser in Moskau dürften nur der Anfang sein von weit ernsteren Cyber-Attacken auf Fahrzeuge, Flotten und Verkehrs-Infrastruktur. Davon ist zumindest das israelische Cyber-Security-Unternehmen Upstream überzeugt. Es stellte bei der CES in Las Vegas seinen mittlerweile fünften "Global Automotive Cybersecurity Report 2023" vor.
Das Unternehmen registrierte im vergangenen Jahr genau 268 "Vorfälle" gegenüber 245 im Jahr davor. Dies sei aber nur die Spitze des sichtbaren Eisbergs, sagt Upstream CEO und -Mitgründer Yoav Levy im Gespräch mit der Automobilwoche. "Es ist schwer zu wissen, wie viel da draussen passiert."
Eine große Unbekannte seien die mutmaßlichen vielen erfolgreichen Hacks, die gar nicht entdeckt würden. So habe man etwa Fälle aufgespürt, bei denen die Produzenten von der Krypto-Währung Bitcoin nicht nur stationäre PCs kaperten, um das lukrative "Mining" ohne eigene Kosten zu betreiben, sondern in denen auch die Rechner von Autos gehackt wurden, um im Hintergrund stetig für das Konto des Hackers zu arbeiten.
Eine andere Form des digitalen Angriffs seien Betrügereien der Eigentümer der Fahrzeuge, die etwa versuchten, die digitalen Tachometer zurückzustellen oder Fehlercodes zu tilgen, um bei einem Verkauf des Autos mehr zu erlösen.