VW-Konzernabsatz sinkt auf Niveau von 2011

Am Ende fiel das Minus kleiner aus als befürchtet: Mit 8.262.800 ausgelieferten Fahrzeuge blieb der VW-Konzern 2022 doch recht deutlich über der kritischen Marke von acht Millionen. Das waren zwar sieben Prozent weniger als im Vorjahr, doch bis Ende November hatte das Minus noch bei 9,2 Prozent gelegen. Zu verdanken ist das einem dicken Plus im Dezember: Um 18,1 Prozent gingen die Auslieferungen im Schlussmonat im Vergleich zum Vorjahresmonat nach oben, auf 713.200 Fahrzeuge.

"Unsere Marken haben im vergangenen Jahr in einem sehr herausfordernden Umfeld gute Auslieferungszahlen erzielt", sagte Audi-Vertriebschefin Hildegard Wortmann, die dasselbe Ressort auch auf Konzernebene in der erweiterten Geschäftsleitung führt. Den Rückgang begründete sie mit den Lieferengpässen und vorübergehenden Produktionsstopps. Im zweiten Halbjahr habe sich die Situation aber bereits leicht verbessert. Die Auslieferungen lagen in den letzten sechs Monaten dadurch bereits wieder zwölf Prozent über dem Vorjahr. Die Verluste der Vormonate habe das aber nicht ausgleichen können. Im ersten Halbjahr, als der russische Angriff auf die Ukraine und fehlende Kabelbäume die Produktion bremsten, hatte es noch ein Minus von 22 Prozent gegeben.

Für den Konzern war es trotzdem das schwächste Ergebnis seit mehr als zehn Jahren. Weniger Autos hatte der Konzern zuletzt 2010 ausgeliefert, als die Wolfsburger mit 7,14 Millionen Auslieferungen erstmals die Sieben-Millionen-Marke überschritten. Ein Jahr später waren es schon mehr als acht Millionen – eine Marke, die danach nie wieder unterschritten wurde. Selbst der Wert von 2011 wurde nun knapp unterboten: Damals waren es 8.265.012 Fahrzeuge, jetzt gut 2200 weniger.

Angesichts des Auftragsstaus gehe der Konzern nun mit vollen Auftragsbüchern ins neue Jahr. Allein in Europa liege der Auftragsbestand bei 1,8 Millionen Fahrzeugen, davon 310.000 E-Autos. "Der hohe Auftragsbestand ist ein klarer Beleg dafür, dass die Kunden unser gesamtes starkes Produktportfolio lieben", sagte Wortmann. "Das gibt uns Zuversicht für 2023, trotz der sich abschwächenden Konjunktur und anhaltender Lieferengpässe." Zumindest die, so hofft sie, "werden sich voraussichtlich im Laufe des Jahres schrittweise verbessern".

Deutlich nach oben ging es 2022 dagegen bei den E-Modellen. Konzernweit wurden insgesamt 572.100 ausgeliefert, 26 Prozent mehr als 2021. Meistverkauftes E-Auto des Konzerns war dabei der VW ID.4 mit 193.200 Stück. Jedes dritte E-Auto aus dem Konzern war damit ein ID.4.

"Ich freue mich besonders, dass unsere Elektro-Transformation bei allen Marken weiter Fahrt aufgenommen hat und dass wir trotz des Gegenwinds unser Ziel erreicht haben, den Anteil an vollelektrischen Fahrzeugen auf rund sieben bis acht Prozent zu steigern", sagte Wortmann. Konzernweit lag er mit 6,9 Prozent aber noch knapp unter der genannten Zielmarke. In diesem Jahr will VW den E-Auto-Anteil auf elf Prozent steigern.

Den stärksten Rückgang gab es 2022 in Osteuropa, wo die Auslieferungen fast ein Drittel auf nur noch 442.000 Fahrzeuge einbrachen. VW begründete das mit dem Krieg in der Ukraine. Nach dem Angriff Russlands auf das Nachbarland im Februar hatte der Konzern seine Verkäufe in Russland auf Eis gelegt. Allein die dort konzernweit federführende Marke Skoda büßte dadurch 2022 beim Absatz rund 70.000 Fahrzeuge ein, wie die Tochter am Mittwoch mitgeteilt hatte. Damit entfiel das Gros des Rückgangs in Osteuropa jetzt allein auf das weggebrochene Russland-Geschäft der Tochter.

In Westeuropa schrumpfte der Konzernabsatz dagegen nur um 5,2 Prozent, in Deutschland stieg er sogar um 3,8 Prozent auf 1,03 Millionen. In den USA lag das Minus bei 6,1 Prozent, in Brasilien bei 10,4 Prozent.

Auf dem für den Konzern wichtigsten Markt China ging der Absatz um 3,6 Prozent zurück. Insgesamt wurden dort knapp 3,2 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert, fast 39 Prozent des gesamten Konzernabsatzes. Nach deutlichen Rückgängen aufgrund von Lieferengpässen und Covid-bedingten Lockdowns im ersten Halbjahr habe sich die Zahl der Auslieferungen in der zweiten Jahreshälfte gut erholt und das Vorjahresniveau nur leicht verfehlt, hieß es.

Fast alle Konzernmarken waren im Minus. Zulegen konnten nur die Töchter Porsche, Bentley, Laborghini und Cupra – und die US-Lkw-Marke Navistar. Letztere allerdings nur auf dem Papier. Navistar fließt erst seit der Übernahme am 1. Juli 2021 in die Konzernzahlen ein, entsprechend niedrig war der Vergleichswert von 2021, der nur das zweite Halbjahr abbildete. Im ersten vollen Jahr unter VW-Regie lag der Absatz nun rechnerisch 174 Prozent darüber.

Echte Zuwächse vermeldeten dagegen Porsche (plus 2,6 Prozent), Lamborghini (plus 9,9 Prozent), Bentley (plus 3,5 Prozent) und die neue Seat-Tochter Cupra (plus 92,7 Prozent). Alle vier profitierten davon, dass sie bei der Zuteilung der knappen Halbleiter im Konzern bevorzugt wurden, weil sie höhere Margen abliefern. Bei Skoda (minus 16,7 Prozent), Seat (minus 40,5) und der Kernmarke Volkswagen (minus 6,8 Prozent) wurde entsprechend stärker gedrosselt. Auch Audi (minus 3,9) und VW Nutzfahrzeuge (minus 8,6 Prozent) waren im Minus.

Aus dem Datencenter:

Ergebnisse der Marken des VW-Konzerns im ersten Halbjahr 2022