VW will Europcar zur zentralen Mobilitätsplattform ausbauen

Es war das letzte Puzzlestück, dass VW-Chef Herbert Diess für seine "Strategie 2030" noch fehlte: die eigene Autovermietung, die er zur zentralen Mobilitätsplattform ausbauen kann. Jetzt darf er auch hinter den Punkt einen Haken setzen: VW kauft Europcar und kann daraus die von Diess geplante vierte Säule des Konzerns machen.

Dabei geht es VW nicht darum, ins Mitwagengeschäft zurückzukehren, aus dem die Wolfsburger vor 15 Jahren bewusst ausgestiegen waren. Damals hatte VW Europcar an Finanzinvestoren veräußert. Jetzt kauft VW die Ex-Tochter zusammen mit zwei Partnern zurück – für insgesamt 2,9 Milliarden Euro. Bis Ende des Jahres soll das Geschäft abgeschlossen sein.

Doch Diess stellte sofort klar: "Es ist nicht unser Ziel, eine Autovermietung zu betreiben." Europcar soll zur Keimzelle für die von VW geplante zentrale Mobilitätsplattform werden, die alle Angebote bündelt, am Ende in einer einzigen App. Und dafür sei Europcar mit seinem weitverzweigten Stationsnetz und der breiten Kundenbasis "der beste Ausgangspunkt".

Eigene Mobilitätsdienste will VW nun nach und nach bei Europcar einbringen. Den Anfang soll das Carsharing machen, das Volkswagen unter der Marke WeShare betreibt. Gerade hier verspricht sich Diess gewaltige Synergien. Denn Carsharing sei vor allem im Winter gefragt, Mietwagen dagegen im Sommer. Wenn man beides mit einer Flotte betreibe, ergänze sich dies perfekt.

"Das ist auch der einzige Weg, Carsharing profitabel zu machen", fügte Diess hinzu. Das Angebot könnte dann noch um weitere Fahrzeuge der eigenen Händler wie Vorführ- und Werkstattersatzwagen ergänzt werden. Auch Abo-Modelle könnten später über Europcar laufen.

Bei den Händlern schürt der Deal Befürchtungen, die Pläne der Wolfsburger reichten womöglich noch weiter. VW könnte die Autovermietung nutzen, um einen Direktvertrieb aufzubauen – an den Autohäusern vorbei. Denn mit Europcar erhält VW Zugriff auf fünf Millionen Kundendaten. "Die Kundendaten von Europcar kann Volkswagen für den Direktvertrieb nutzen", sagte ein Händler. Für die Autohäuser sei das "eine richtige Katastrophe".

Bereits bei der Vorstellung seiner "Strategie 2030" Mitte Juli hatte Volkswagen-Chef Diess die zentrale Mobilitätsplattform als eine der vier Säulen des Konzerns definiert, neben der neuen Einheitsplattform SSP für alle E-Fahrzeuge, der einheitlichen Batteriezelle und der konzerneigenen Software von Cariad. Bereits damals hatte Vertriebsleiter Christian Dahlheim von einer Autovermietung als Eckstein gesprochen. Die, so hieß es da noch, könne man entweder selbst aufbauen, kaufen oder als Partner ins Boot holen. Jetzt ist klar: VW wählt die zweite Option.

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