Den Förder-Stecker gezogen

Deutschlands Fuhrparks sind mittlerweile zu einem erheblichen Teil elektrisch. Auf 16,6 Prozent stieg der Anteil der E-Autos an den knapp 870.000 Flotten-Neuzulassungen 2022. Weitere 17,5 Prozent entfielen auf Plug-in-Hybride (PHEV). Doch mit dem Elektro-Boom könnte es bald wieder vorbei sein.

Schuld daran sind die seit Januar gültigen neuen Förderregeln für E-Autos und PHEV. Plug-in-Hybride gehen seitdem komplett leer aus, für E-Autos gibt es noch maximal 6750 Euro. Und auch die stehen auf der Kippe: Ab 1. September entfällt der Umweltbonus für gewerblich genutzte E-Autos.

Die Änderungen machen Stromer für viele Fuhrparks unrentabel. "Unternehmer blicken bei der betrieblichen Mobilität zuallererst auf die wirtschaftlichen Aspekte. Dabei ist der Break Even Point eines Fahrzeugs entscheidend. Durch den Wegfall der Förderung verschiebt sich dieser bei E-Autos deutlich nach hinten", erklärt Marc Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Betriebliche Mobilität (BBM). In vielen Fällen liege der Break Even gegenüber Verbrennern nun hinter der üblichen Haltedauer von drei Jahren – die Autos sind somit unwirtschaftlich. Eine dauerhafte "Renaissance des Diesels" sei nun zwar nicht zu erwarten, viele Unternehmen würden sich wohl aber temporär von der Elektromobilität verabschieden, meint Prinzing.

Durch die noch immer langen Lieferzeiten droht zudem eine Situation wie zum Jahresende bei PHEV: Etliche Käufer verloren damals ihren Anspruch auf Förderung, weil ihr bestelltes Auto nicht mehr 2022 ausgeliefert und zugelassen werden konnte. Genau das zeichne sich nun zum 31. August erneut bei E-Autos ab, so Prinzing. Viele Fuhrparks seien mit Neubestellungen schon jetzt zurückhaltend, berichtet Konstantin Klein, Gründer und CEO des Fuhrpark-Mobilitätsdienstleisters Getyourdrive.

Besonders treffen dürfte das Förder-Aus übrigens die besonders umweltfreundlichen kleinen E-Autos: Aufgrund ihres niedrigeren Listenpreises macht sich der Umweltbonus hier überproportional stark bemerkbar. Einer Berechnung des BBM zufolge können die Gesamtkosten pro Kilometer um 54 Prozent steigen. "Das hat auch eine soziale Komponente: Kleine E-Autos sind vor allem bei Kleinunternehmen und Pflegediensten beliebt", merkt Prinzing an. Das Aus beim Umweltbonus für gewerblich genutzte E-Autos sollte daher rückgängig gemacht werden, fordert der Verband.

Ziehen sich Flotten aus der Elektromobilität zurück, kann das auch für die Hersteller zum Problem werden, die die Stromer brauchen, um ihre CO2-Flottengrenzwerte zu erfüllen. "Die Hersteller werden die Nachlässe für E-Fahrzeuge erhöhen müssen, um Elektro wieder attraktiver für die Unternehmen zu machen", sagt Klein.

Aus dem Datencenter:

Marktanteile nach Antriebsarten in Deutschland Januar 2020 bis Dezember 2022