Ein Autobauer lebt von erfolgreichen Neuheiten. Setzt er neue Produkte in den Sand oder erst gar nicht um, dann ist das Siechtum vorprogrammiert.
Genau in diese Falle ist Ford in Europa gelaufen. Jahrelang zehrte der Autobauer von seiner smarten Entscheidung, dem Van-Segment mit dem S-Max und dem Galaxy neues Leben eingehaucht zu haben. Dann kam 2007 der perfekt für den europäischen Geschmack geschneiderte kompakte SUV Kuga auf den Markt. Doch danach wurde die Pipeline ausgedünnt und immer blasser.
Sowohl der 2012 gestartete B-Max als auch der 2014 in Europa eingeführte Ecosport konnten sich in ihren Segmenten keine führende Position erobern - ohnehin kamen sie zu spät, das Van-Segment war damals schon im Niedergang. Der originelle Ka wurde durch die brasilianische Budget-Lösung Ka+ ersetzt.
Die neuen Modelle wirkten wie ein Notnagel und blieben hinter dem Anspruch des Focus und des Fiesta in ihren jeweiligen Segmenten zurück. An die Stelle von Fahrspaß made by Ford trat Beliebigkeit offered by the blue oval.
2018 entschied dann der damalige CEO Jim Hackett, der zuvor einen Büromöbel-Bauer in den USA geleitet hatte, wenig profitable Modelle vor allem in Europa auszurangieren - und durch nichts zu ersetzen. Ecosport und B-Max verschwanden wieder, ebenso die Klassiker S-Max und Galaxy.
De facto zog sich Ford damit in kurzer Zeit aus mehreren Segmenten zurück. Die Lücke versuchte man, durch eine Flut von Facelifts bei den überlebenden Modellen zu übertünchen.
So kam es, wie es kommen musste: Fords Marktanteile in Europa schrumpften von Jahr zu Jahr. Von stolzen 11,76 Prozent im Jahr 1994 sackte der Anteil bis 2007 auf 8,2 Prozent ab, 2021 wurden noch 4,84 Prozent erreicht. Händler der Marke wissen ein Lied von diesem Niedergang zu singen.
Dass Ford es auch anders kann, beweist der 2019 eingeführte Kleinwagen-SUV Puma. Es wurde als sportliches Lifestyle-Auto im B-Segment konzipiert und ist europaweit erfolgreich. Das Konzept Fahrspaß und eigenständige Optik funktioniert bei der Marke Ford eben immer noch am besten.