Herr Bernhart, Sie haben Ende vergangenen Jahres gemeinsam mit dem PEM-Institut (Production Engineering of E-Mobility Compontens) der RWTH Aachen die Studie „Batterie-Monitor 2022“ veröffentlicht, in der es vor allem um Nachhaltigkeit und Batterie-Rohstoffe geht. Sorgt die Regulierung in Europa dafür, dass die Batterien für E-Autos in Europa besonders hohe Standards erfüllen müssen und somit zwangsläufig teurer werden als in Asien oder Nordamerika?
Nein – Rohstoffpreise etwa für Nickel oder Lithium werden an den Rohstoffbörsen wie LME in London, oder SME in Schanghai festgelegt und dienen als Basis für langfristige Abnahmevereinbarungen.
Für die Elektrifizierung der Flotten brauchen Europas Autobauer enorme Mengen an Batterie-Rohstoffen. Lithium, Nickel, Kobalt sind nur einige davon. Wird es Knappheiten geben, oder sind genügend Mengen auf dem Markt verfügbar?
Aus unserer Sicht bleibt die Versorgung bei Lithium noch bis zum Ende des Jahrzehnts eng. 2025 wird es noch keine nennenswerten Mengen aus Europa geben. Danach wird man nach und nach neue Vorkommen aus Europa erschließen. Natürlich hängt die Nachfrage vom tatsächlichen Hochlauf der E-Mobilität ab. Während die Lithiumnachfrage vom Batteriebedarf dominiert wird, hängt die Nachfrage bei Nickel von der Batterienachfrage und der gewählten Zellchemie (NCM versus LFP) ab – sowie insbesondere von der Stahlnachfrage und dort im Speziellen vom chinesischen Bausektor. Das macht die Prognose komplex und schwierig. Es wird auf jeden Fall sehr schwer werden, genügend nachhaltig produzierte Nickelprodukte zu bekommen. Wir haben jedoch zuletzt eine kurzfristige Entspannung gesehen, weil in Indonesien neue Minen erschlossen und ausgebaut wurden. Allerdings ist der Nachteil des dort gewonnenen Nickels der sehr hohe CO2-Fußabdruck. Im Prinzip ist weltweit genügend Nickel verfügbar, jedoch nicht in den Qualitätsstufen, die eine einfache Nutzung für Batterien möglich machen.