Die Rückkehr des Diesels

Der Lauf des Flottenmarkts ist erst mal vorbei: Nach der Jahresendrallye geht es ruhig ins neue Jahr. Mit ungewissem Ausblick. "Im Jahresverlauf kommt einiges auf die Flotten zu", ist Dataforce-Analyst Benjamin Kibies überzeugt. Unterm Strich bleibt der Experte aber zuversichtlich: Er rechnet für 2023 mit insgesamt 836.000 gewerblichen Pkw-Neuzulassungen.

Der Dataforce-Analyst teilt das Jahr in vier unterschiedliche Phasen: Nach einem eher schwachen Start im ersten Quartal zieht der Markt im Frühjahr an. "Im Juli und August rechnen wir mit ähnlichen Zulassungsspitzen wie im November und Dezember vergangenen Jahres", so Kibies. Ab September dürften sich die Wogen zum Jahresende hin wieder glätten.

Die klare Zäsur sind die nächsten Anpassungen beim Umweltbonus: Während dieser zum Jahresende für Plug-in-Hybride gestrichen wurde, fällt er ab September 2023 für gewerbliche Kunden völlig weg. Dann profitieren nur noch Privatkunden von den staatlichen Zuschüssen. In der Folge dürften erneut zahlreiche Auslieferungen an Flotten vorgezogen werden.

Der Effekt zeigte sich bereits zum Jahresende, als die Regierung die Zuschüsse kürzte: Nach Dataforce-Schätzung wurden im Dezember rund 115.000 Neuzulassungen vorgezogen, davon knapp 38.000 im Flottensegment.

Ein Extra-Schub in dem ohnehin guten Flottenjahr. Mit 868.000 Neuzulassungen erzielte der Flottenmarkt sein zweithöchstes Jahresvolumen. Dies bedeutet ein Plus von knapp elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr, Jeder dritte neu zugelassene Pkw ging an einen Firmenkunden. Das Ende der staatlichen E-Zuschüsse für gewerbliche Kunden führt zu einem Umdenken in den Flotten. Zwar bleibt die vergünstigte Dienstwagenbesteuerung mit 0,5 Prozent erhalten, doch die nutzt den Fahrern, nicht den Unternehmen.

Die Folge: "Aufgrund der hohen laufenden Kosten führt dies dazu, dass Plug-ins zunehmend aus der Car Policy von Unternehmen rausfliegen", so Kibies. Stattdessen suchen Fuhrparks nach Alternativen und machen nach seiner Einschätzung den Schritt zurück zu den traditionellen Antrieben: "Ich gehe davon aus, dass der Verbrenner, vor allem der Diesel, kurzfristig wieder zurückkehrt." Die Verunsicherung in den Unternehmen stieg mit dem Eintrüben der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine.

Doch das für 2023 erwartete wirtschaftliche Negativ-Szenario samt Rezession löst sich nun zunehmend auf. Im Jahreswirtschaftsbericht rechnet die Bundesregierung mittlerweile wieder mit einem Wachstum von 0,2 Prozent.

Im Herbst ging sie noch von einem Minus von 0,4 Prozent aus. Und auch in die Unternehmen kehrt der Optimismus wieder zurück. "Die deutsche Wirtschaft startet zuversichtlicher ins neue Jahr“, sagte ifo-Präsident Clemens Fuest bei der Veröffentlichung des aktuellen ifo-Index, der zum vierten Mal in Folge zulegte.

Dennoch ist die Vorsicht bei den Fuhrparkmanagern nicht verschwunden. Sie richten den Fokus verstärkt auf die Kosten. Das zeigte sich bereits bei der Dataforce-Umfrage im vergangenen Jahr. "Für die Fuhrparkverantwortlichen waren die höheren Kraftstoffkosten ein noch drängenderes Problem als die Lieferschwierigkeiten", so Kibies.

Die Folge ist klar: Die Flottenmanager schauen sich nach Alternativen um. Das eröffnet neue Chancen. "Für chinesische Marken ist das eine gute Chance, um im Flottenmarkt Fuß zu fassen, wenn sie mit gleichwertigen Services punkten können", so Kibies. Für die deutschen Hersteller steht viel auf dem Spiel.

Aus dem Datencenter:

Auswirkungen der staatlichen E-Förderung auf den Flottenmarkt 2023