Ab 2026: Grünes Licht für ID-Tiguan aus Wolfsburg

Die Idee hat Markenchef Thomas Schäfer schon im Dezember aufgebracht. Das Verkünden des Vollzugs überließ er nun Betriebsratschefin Daniela Cavallo. In ihrer Rede auf der Betriebsversammlung erklärte sie am Donnerstag: Die Entscheidung ist gefallen, das Auto wird ab 2026 gebaut. Heißen könnte es nach Information der Automobilwoche dann ID-Tiguan. Cavallo selbst nahm den Namen aber noch nicht in den Mund.

Gefallen sei die Entscheidung bereits am vergangenen Freitag bei der Planungsrunde, die über Investitionen und Werksbelegung der nächsten fünf Jahre beraten hatte. "Im Rahmen unserer laufenden Planungsrunde haben wir eine wichtige Entscheidung festgezurrt", sagte Cavallo. "Ab 2026 wird unsere Kernmarke ein neues Elektro-Modell haben."  Und zwar ein Kompakt-SUV im Segment des Tiguan. Und, so fügte sie hinzu: "Wir hier in Wolfsburg werden dieses neue Fahrzeug entwickeln und auch bauen!"

"Dieses neue Modell tritt im boomenden Segment der Kompakt-SUVs an. Also dort, wo heute bei den Verbrennern unser beliebter Tiguan unterwegs ist", sagte Cavallo weiter. Und es werde ein echtes Volumenmodell werden. "Da soll es um ordentlich Stückzahlen gehen." Zum Einsatz kommt dann erstmals auch der überarbeitete E-Baukasten MEB+, den VW bis dahin aufrüstet. "Dieses rein batterieelektrische Fahrzeug ist eine Premiere, denn es markiert den Ersteinsatz für unsere künftige Elektro-Plattform MEB+."

Für den Standort sei das eine gute Nachricht, so Cavallo weiter. "Denn wie bereits bekannt, verschiebt sich der für Wolfsburg vorgesehene Trinity. Und die Lücke, die damit 2026 entsteht, die haben wir nun geschlossen. Und zwar mit einem neuen Modell in einem echt starken Segment!"

Markenchef Thomas Schäfer hatte bereits im Dezember über Pläne für ein solches Fahrzeug gesprochen. Damit soll das Stammwerk Ersatz für das verschobene Zukunftsmodell Trinity erhalten. Das sollte eigentlich 2026 in Wolfsburg anlaufen. Doch weil bei Cariad die Software nicht rechtzeitig fertig wird, wird es jetzt frühstens 2028 soweit sein. Der ID-Tiguan soll nun die Lücke schließen, die dadurch im Werk entsteht.

"Zusammen mit dem Betriebsrat arbeiten wir gerade intensiv daran, ein weiteres E-Modell auf MEB+ Basis nach Wolfsburg zu bringen", hatte Schäfer im Dezember gesagt. "Und zwar ein volumenstarkes im boomenden SUV-Segment. Genau da, wo wir mit dem Tiguan ja bereits seit Jahren super erfolgreich sind." Daran wolle man mit dem E-SUV anknüpfen. "Das neue Modell kann unsere Bestseller ID.4 und ID.5 hervorragend ergänzen."

Noch offen ist nach Informationen der Automobilwoche aber, ob das Fahrzeug dann tatsächlich ID-Tiguan heißen wird, wie von Schäfer angeregt, oder ob es am Ende doch eine Nummer erhält. Schäfer selbst hatte zumindest mehrfach unterstrichen, dass er bewährte Namen wie Golf und Tiguan nicht sterben lassen will, sondern sie in die elektrische Zukunft führen will. Auch ein ID-Golf gilt intern als gesetzt, soll aber erst nach dem ID-Tiguan kommen.

Im Hauptwerk, wo neben dem Tiguan auch der Golf, Touran und Seat Tarraco gefertigt werden, war seit dem Beginn der Versorgungskrise mit Mikrochips und weiterer Elektronik viel Arbeit ausgefallen. Produktionskapazitäten konnten streckenweise nicht genutzt werden, Wolfsburg lag weit unter den einmal vereinbarten Zielen. Das neue E-SUV soll die Beschäftigung mittelfristig wieder stärker absichern.

Das Auto gilt als zeitliche Überbrückung, bis das künftige Kernmodell Trinity startklar ist. Dessen Planung hatte sich wegen Problemen in der Software-Entwicklung verschoben. Trinity soll eigene Systeme bekommen und auf einer gänzlich neuen Plattform (SSP) fußen, der Anlauf dauert nun wohl bis zum Ende des Jahrzehnts. Wolfsburg wird zudem für eine Überlaufproduktion des ID.3 aus Zwickau vorbereitet.

Eine geplante Extra-Fabrik für den Trinity könnte hingegen auf der Kippe stehen. Alternativ ließen sich Teile des Stammwerks umrüsten. VW betonte jüngst, man halte sich aber auch die Neubau-Option offen. Nach Informationen der Automobilwoche ist die Entscheidung weiterhin nicht gefallen. Konzernchef Oliver Blume und Markenchef Schäfer sind dem Vernehmen nach aber eher gegen den teuren Neubau. Stattdessen könnte Trinity dann im Stammwerk entstehen, das bis dahin modernisiert werden soll. (mit dpa-AFX)

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau VW Pkw bis 2024