Ein fragwürdiges Signal

Seit jeher wird der Erfolg einer Messe in allererster Linie daran gemessen, wie viele Besucher sich auf den Weg zu ihr machen. Die Macher der neuen IAA Mobility haben nun aber angekündigt, keine Besucherzahlen zu messen.

Auch wenn womöglich nur keine Zahlen veröffentlicht werden, intern aber dennoch eifrig gezählt werden sollte: Diese Entscheidung sendet das falsche Signal an die Branche. Sie gibt jenen Nahrung, die physische Automessen längst abgeschrieben haben.

Die Entscheidung des veranstaltenden Verbandes der Automobilindustrie (VDA) und der Messe München kann nur einen Grund haben: Die neue IAA, die sich als Hybridmesse versteht, will sich nicht mit der alten IAA in Frankfurt und mit anderen großen Automobilmessen wie Paris, Genf oder Schanghai vergleichen lassen.

Die Rechnung dahinter wird aber nicht aufgehen. Für Aussteller ist die potenzielle Anzahl der Kontakte am Messestand immer noch die Hauptwährung einer physischen Messe. Wenn es keine belastbaren Zahlen gibt, dann haben es die Messe-Befürworter eines Herstellers oder Zulieferers sehr schwer, die notwendigen Millionensummen locker zu machen. Und für die Messe wird es schwer zu begründen, warum ein Quadratmeter Standfläche den Preis X hat und nicht X minus Ungewissheitsabschlag.

Auch als reine Showbühne für eine parallel laufende digitale Messe kann eine physische Automesse nicht funktionieren. Das scheint aber zum Kalkül der IAA-Veranstalter zu gehören.

So richtig und wichtig der Gedanke ist, die gesamte Messe möglichst in all ihren Facetten auch digital anzubieten - das Hauptaugenmerk der breiten Öffentlichkeit wie auch der Branche ist auf die physische Messe gerichtet. Daran können auch tolle Live-Streams und Online-Videos rund um die IAA Mobility nichts ändern.

"Wir spüren keine Erwartungshaltung bei den Ausstellern bezüglich der Besucherzahlen", sagte VDA-Geschäftsführer Jürgen Mindel zur Entscheidung, auf die Besuchermessung zu verzichten. Das Automobilwoche-Team hat da andere Erfahrungen gemacht. "Das geht ja gar nicht", lautet etwa heute die spontane Reaktion eines Verantwortlichen aus der Zuliefererbranche. "Wir wüssten schon gerne, wie viele kommen, auch wenn inzwischen nicht mehr alles an der Quantität hängt", so ein Medienvertreter eines Autobauers.

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