Wo der Plug-In-Antrieb noch Zukunft hat

Nach dem Auslaufen der staatlichen Prämie für Plug-ins, ist ihr Markt entsprechend eingebrochen. Im Flottenmarkt, wo die Antriebsart verhältnismäßig stark nachgefragt war, gab es zum Jahresstart noch knapp 4000 Neuzulassungen, im Vergleich zum Januar 2022 ein Minus von 50 Prozent.

Für das Gesamtjahr 2023 prognostiziert Dataforce 30 Prozent weniger PHEV-Zulassungen im deutschen Flottenmarkt. „Unsere ländergreifende Analyse zeigt, die starke Abhängigkeit von PHEV-Anteile und Förderung. In Deutschland bleibt die reduzierte Dienstwagensteuer zwar ein wichtiges Kaufkriterium, doch der der Wegfall der Umweltprämie und die Vorzieheffekte kosten Marktanteile“, sagt Dataforce-Analyst Benjamin Kibies

Im internationalen Vergleich war der Plug-in auf dem deutschen Markt bislang verhältnismäßig stark vertreten. Im relevanten Flottenmarkt war nahezu jede fünfte Pkw-Neuzulassung (17 Prozent) im vergangenen Jahr ein Plug-in. Deutlich mehr als im deutschen Gesamtmarkt, wo der Anteil bei rund 14 Prozent lag.

Im europäischen Schnitt (EU-21) hatten die Plug-ins einen Anteil von nur zwölf Prozent im Flottenmarkt und neun Prozent am Gesamtmarkt. Vor allem in den skandinavischen Ländern sind die Steckerfahrzeuge beliebt: In Schweden beträgt ihr Anteil 28 Prozent in der Flotte und 23 Prozent am Gesamtmarkt, in Finnland sind es 27 Prozent bzw. 20 Prozent. Dagegen kommen Plug-ins in Osteuropa kaum über zwei bis drei Prozent.

Deutschland kommt im europäischen Vergleich eine wichtige Rolle zu: Mehr als jeder dritte Plug-in (35 Prozent) kommt in Deutschland auf die Straße. „Der Rückgang der PHEV-Zulassungen in Deutschland bringt damit die Kraftstoffart auch europaweit unter Druck“, sagt Kibies. Für die Zukunft der Plug-ins spielt die Entwicklung in Deutschland also eine wichtige Rolle.

Hier lohnt ein Blick in die Nachbarländer Großbritannien und Belgien: In beiden Märkten gibt es eine ähnliche Kaufkraft wie in Deutschland, in beiden Märkten hat die jeweilige Regierung das Plug-in-Interesse mit staatlichen Mitteln angeschoben.

PHEV-Anteil an Pkw-Neuzulassungen 2022

Quelle: Dataforce

Während in Deutschland die Plug-in-Prämie Ende vergangenen Jahres auslief, müssen die Briten bereits seit Herbst 2018 ohne staatliche Stütze beim Plug-in-Kauf auskommen. Seit Sommer 2022 gilt dies auch für E-Autos. Dabei strich die britische Regierung ihre Unterstützung ohne vorherige Ankündigung, so dass Vorzieheffekte ausblieben. Die Steuer orientiert sich am CO2-Ausstoß. Für Verbrenner sind sie deutlich höher als in Deutschland. Das lässt viele User-Chooser zum E-Auto greifen.

Zwei Knicks zeigt die Plug-in-Zulassungskurve: Im Jahr 2019 nach Auslaufen der Kaufprämie. Hier hat sich die Nachfrage wieder deutlich erholt. Und 2022 mit der zunehmenden Orientierung an reinen Elektroautos.

Kibies Erklärung: "Die reduzierte Firmenwagensteuer ist grundsätzlich ein wirksamer Hebel, um PHEVs im Flottenmarkt attraktiv zu halten.“ Gerade bei teureren Modellen macht das einen Unterschied. Das reiche aber nicht, vor allem weil der finanzielle Anreiz in Deutschland geringer als in Großbritannien ist. "Wenn der Einsatzzweck es erlaubt, setzen die Flotten lieber gleich auf BEVs, ansonsten gehen einige zurück zu Diesel und Benzinern“, so der Flottenexperte.

Anders in Belgien: Hohe Steuern für Verbrenner und Nachlässe für Elektroautos sollen den Flottenmarkt bis 2026 in Richtung Nullemissionen drücken. Folgenkosten können nur zur Hälfte abgesetzt werden. Dafür erhält der Besitzer eines kompakten Plug-in-SUVs in drei Jahren einen Steuervorteil von rund 7500 Euro. Damit ist allerdings Mitte 2023 Schluss.

Mit seinen Maßnahmen hatte das Nachbarland Erfolg: Die Steuernachlässe führten in belgischen Flotten zu einem Plug-in-Anteil von rund 3 Prozent in 2019 auf knapp 26 Prozent im vergangenen Jahr. Deutlich mehr als in Deutschland.

Aufgrund der unterschiedlichen Steuersysteme ist die Situation mit dem deutschen Markt nicht direkt vergleichbar. "Sollte die Bundesregierung zukünftig an der Steuerschraube drehen, zeigt das Beispiel Belgien aber, wie stark und wie schnell die Fuhrparkbetreiber die Wahl der Antriebsart überdenken“, so Kibies.

In Deutschland haben sich die Fuhrparkmanager nach Auslaufen der Plug-in-Förderung zunächst eher wieder zurückorientiert. Der traditionelle Verbrenner war wieder gefragt: Im Januar legten die Diesel im Flottenmarkt um knapp 13 Prozent auf 27.300 Pkw und Benziner um rund 14 Prozent auf gut 21.000 Pkw zu.

Insgesamt hat der Flottenmarkt gut abgeschnitten. Während der Gesamtmarkt um 2,6 Prozent auf rund 179.250 Pkw zurückging, legte der Flottenmarkt um 3,8 Prozent auf knapp 61.000 Pkw zu. Damit lagen sie über den privaten Neuzulassungen (56.700 Pkw).

"Aktuell fahren in vielen Fuhrparks noch ältere Fahrzeuge, die die Flottenverantwortlichen austauschen sollen“, so Kibies. "Dieser hohe Nachholbedarf, gerade auch an Verbrennern, hat dazu geführt, dass der Flottenmarkt trotzdem noch gewachsen ist.“

Aus dem Datencenter:

Die Highlights im Flottenmarkt - Januar 2023

Die Highlights im Flottenmarkt - Dezember 2022

Die Highlights im Flottenmarkt - November 2022

Die Highlights im Flottenmarkt - Oktober 2022