Mit Porsche-Oldtimern in die USA

Reisen und Shopping in den USA war für Europäer lange Zeit ein preiswertes Unterfangen. Seit Mitte der Nullerjahre war der Euro fast durchgängig erheblich stärker als der Dollar. Anfang 2021 beispielsweise lag der Kurs bei 1,20 Dollar. Doch ab da ging es tendenziell bergab und seit einigen Monaten haben die beiden Währungen annähernd eine Parität erreicht. Dadurch verschieben sich etablierte Geschäftsmodelle – unter anderem auch im Geschäft mit Sammlerfahrzeugen.

Lange Zeit etwa hätten sich europäische Sammler günstig in den USA eingedeckt, berichtet Benjamin David, Chef des Luxus- und Sportwagenhändlers "David Finest Sports Cars". "Seit der Euro und Dollar ungefähr Preisparität erreicht haben, dreht sich das. Für US-amerikanische Sammler wird es zunehmend interessant, in Europa Autos zu kaufen", erklärt David. Zudem wachse seit einigen Jahren in den USA generell das Interesse an der Marke Porsche.

Um auf diesen Zug aufzuspringen, expandiert er gemeinsam mit Markus Höing, Chef der Porsche-Spezialwerkstatt "Hoeing Autosport" seit 2022 in den US-Markt. Im Auftrag heimischer Sammler vermitteln die beiden Hamburger Unternehmer Porsche-Oldtimer an US-Sammler oder suchen in deren Auftrag Autos auf dem europäischen Markt. Die Vermarktung erfolgt vor allem über Social Media, das Networking auf US-Branchenevents sowie einschlägigen Porsche-Foren. "Wir schließen nicht aus, irgendwann einen Stützpunkt in den USA zu eröffnen", sagt David. Noch ist das Geschäft jedoch in der Hochlaufphase.

Darum und weil es sich um keinen Massenmarkt handelt, sind die Stückzahlen überschaubar. Pro Jahr verkauft und vermittelt David insgesamt etwa 200 Fahrzeuge, in die USA gehen dabei nur Oldtimer. "In Frage kommen nur ältere Autos ab 25 Jahren, da es hier keine großen Zölle und Probleme bei der Einfuhr gibt", erklärt David. Zudem verkaufe er nicht selbst in die USA, sondern vermittle nur. Als gewerblicher Verkäufer hätte er beim Verkauf zwei Jahre Gewährleistung. Das sei bei Oldtimern kaum kalkulierbar. Derzeit bereitet Höing in seiner Werkstatt drei Porsche für den Export auf.

Deren Käufer entsprechen bisweilen sämtlichen Klischees: "Wir haben Kunden, die kommen zu uns mit Cowboyhut", sagt David. Nicht selten würden sie zudem nur für eine Probefahrt nach Deutschland einfliegen und nach dem Kaufabschluss sofort wieder in den Flieger steigen.

Die Kunden seien zudem überaus vorsichtig, was die Expansion deutlich erschwert: "Viele Händler in den USA haben keinen guten Ruf. Da steht oftmals der schnelle Dollar im Vordergrund", sagt David. Das bestätigen auch andere. "Händler in den USA haben den Ruf, notorische Schwindler zu sein. Das gilt natürlich nicht für alle, aber für einige schon", sagt Peter M. Zollman, Chef des US-amerikanischen Markt-Analysten AIM Group. Es gebe allzu häufig Tricksereien auf Kosten der Kunden. Der Autokauf sei daher "der meistgehasste Einzelhandelsprozess in den USA".

Um sich davon abzuheben und einen Fuß in die Tür der skeptischen US-Kunden zu bekommen, sei es wichtig, langsam Vertrauen aufzubauen und sich einen guten Ruf zu erarbeiten, betont David. "Wenn jemand bei uns kauft, muss alles absolut perfekt sein", sagt der Unternehmer.

Der wohl lukrativste Markt für seltene Sport- und Luxuswagen ist jedoch ein anderer: China. Dieser ist jedoch verschlossen – China wolle keine alten und gebrauchten Autos ins Land lassen, erklärt David und ergänzt: "Sollte sich das irgendwann ändern, sind wir die ersten, die in das Geschäft einsteigen. Chinesische Sammler würden den Markt sofort leerkaufen."