Stromerzeugung und -verbrauch in jeder Sekunde zur Deckung zu bringen, war schon immer eine Herausforderung der Energieversorgung. Mit der Energiewende und nicht steuerbaren Quellen wie Sonne und Wind wird das Problem noch größer. Denn es gibt bislang – abgesehen von teuren Pumpspeicherkraftwerken – keine großen Stromspeicher.
Mit der E-Mobilität kommen nun zwangsläufig Stromspeicher in Form von Antriebsakkus auf den Markt, die sehr teuer sind – und kaum benutzt werden: Im Durchschnitt ist ein Personenwagen in Deutschland nur etwa eine Dreiviertelstunde pro Tag in Betrieb, wie die Studie „Mobilität in Deutschland“ ergab. 97 Prozent der Zeit ist er irgendwo geparkt.
Da liegt es nahe, die vielen Autobatterien und das Stromnetz zu verbinden, um das Netz zu entlasten. Auf der anderen Seite könnten die E-Auto-Fahrer für das Zurverfügungstellen ihrer Batterie Geld bekommen und ihre Mobilitätskosten senken.
Dieser Gedanke macht das bidirektionale Laden so attraktiv. Dabei nehmen E-Autos mit ihren Akkus nicht nur Strom auf, sondern geben ihn auch ab, wenn er anderswo dringender gebraucht wird. „Bidirektionalität von Fahrzeugen eröffnet in der Theorie ein enormes zusätzliches Potenzial zur Netzeinspeisung“, heißt es bei 50Hertz, einem der vier Betreiber von Hochspannungsstromnetzen in Deutschland. Von „enormem Potenzial“ spricht auch BMW.
Die VW-Tochter Elli, in der der Konzern seine Energie- und Ladelösungen gebündelt hat, hat errechnet, dass 2021 die in Deutschland vorhandenen Wind- und Solaranlagen rund 5800 Gigawattstunden grünen Strom mehr erzeugen hätten können, als sie tatsächlich durften. Sie mussten oft abgeschaltet werden, weil diesen Strom gerade niemand brauchte.
Hätten gleichzeitig Millionen von E-Auto-Batterien am Stromnetz gehangen, hätten sie diese Menge aufnehmen können. Das hätte laut Elli den Jahresbedarf von 2,6 Millionen E-Fahrzeugen gedeckt.