Mit seinem Geständnis vor dem Landgericht München hat der ehemalige Audi-Chef Rupert Stadler im Betrugsprozess um manipulierte Abgaswerte eine Gefängnisstrafe im letzten Moment abwenden können. Stadler hatte eingeräumt, dass es "ein Mehr an Sorgfalt" gebraucht hätte, um die Manipulationen bei Audi in den Griff zu bekommen. Während ein wesentlicher Teil der Aufarbeitung des Skandals mit der Erklärung von Rupert Stadler abgeschlossen ist, wirkt sich der bereits im Herbst 2015 aufgedeckte Betrug bis heute auf den Premium-Hersteller aus. Die Automobilwoche-Analyse.
1. Dramatischer Imageschaden
Den Tiefpunkt in der Unternehmensgeschichte erreichte Audi vermutlich am 15. März 2017. Während der laufenden Bilanz-Pressekonferenz durchsuchten an diesem Tag mehr oder weniger vor den Augen der geladenen Journalistinnen und Journalisten 98 Polizeibeamte die Werke in Ingolstadt und Neckarsulm, um Beweise für den Abgas-Betrug zu finden. Im jetzt fast abgeschlossenen Prozess in München ging es dann seit 2020 konkret um die Frage, wie viel der damalige Audi-Chef Rupert Stadler, der später sogar festgenommen wurde, und weitere Top-Manager um den ehemaligen Motoren-Chef Wolfgang Hatz, von den Manipulationen wussten.
Auch, wenn der Abgasskandal den gesamten VW-Konzern belastet, gilt Audi als Keimzelle des Betrugs und wurde auch während des zweieinhalb Jahre andauernden Prozesses immer wieder an die eigene, problematische Vergangenheit erinnert. Der heutige Entwicklungs-Vorstand Oliver Hoffmann war damals beispielsweise einer der Assistenten von Stadler und musste im Verfahren als Zeuge aussagen. Während der Imageschaden in Deutschland inzwischen weitgehend überwunden scheint, kämpft Audi aber vor allem in den USA noch bis heute um Vertrauen bei den Kunden. Insgesamt 434.420 Käufer von Audi-Dieselmodellen sollen laut Ermittlungen insgesamt getäuscht worden sein - wie viele von ihnen danach keinen Audi mehr kauften, wurde nicht aktenkundig. Es dürften aber viele gewesen sein...